Von Beauty bis Craftbeer Adventskalender für Erwachsene im Trend

Düsseldorf · Adventskalender sind aus der Vorweihnachtszeit nicht wegzudenken. Nicht nur für Kinder: Auch immer mehr Erwachsene kaufen sich einen Kalender, der dann aber oft keine Schokolade enthält, sondern aufwendige Geschenke.

Acht Ideen für kreative Adventskalender
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Acht Ideen für kreative Adventskalender

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Foto: dpa/Monika Skolimowska

Gewürzmischungen, Nagellack oder Craft Beer – welche Füllung soll der Adventskalender in diesem Jahr haben? Simple Schokoladenstückchen mit Weihnachtsmotiven sind Schnee von gestern, heute sollen es für viele 24 kleine Geschenkpakete sein. Online und in den Geschäften findet man ein riesiges Angebot an Adventskalendern. Und die meisten davon sprechen Erwachsene an und kosten oft so viel wie ein Weihnachtsgeschenk selbst.

Die Drogeriemarktkette dm beispielsweise hat die Auswahl an Adventskalendern in diesem Jahr erneut erhöht. Aktuell gibt es 20 verschiedene im Sortiment. „Wir beobachten, dass die Nachfrage der Kunden nach Adventskalendern stark gestiegen ist“, sagt Christoph Werner, dm-Geschäftsführer und verantwortlich für Marketing und Beschaffung. „Die ersten Anfragen dazu erreichen uns teilweise schon im August“. Auch bei Douglas verzeichnet man eine riesige Nachfrage, sagt eine Douglas-Sprecherin. Und das Unternehmen reagiert darauf: 25 unterschiedliche Beauty-Adventskalender – davon fünf Adventskalender mit Eigen- und Exklusivmarken – sind in den Filialen erhältlich.

Kleinere, günstigere Pröbchenkalendern und kostspieligere Versionen stehen zur Auswahl. Beauty-Kalender mit Kosmetikproben starten beispielsweise bei 20 Euro und können bei hochwertiger Befüllung bis zu 80 Euro kosten. Kalender aus dem Bereich Essen und Trinken sind meist etwas teurer. Die kleine Variante des Adventskalenders vom Gewürzmischungshersteller Just Spices mit 24 Mini-Tüten kostet beispielsweise circa 25 Euro. Die große Version, in der Originalpackungen stecken, dann schon rund 100 Euro.

Der Craftbeer-Kalender von Foodist liegt bei knapp 60 Euro, der Wurstkalender der Wurstgeschwister bei knapp 70 Euro. Zwei der teuersten Kalender enthalten Erotikspielzeug: Die Classic-Variante von Amorelie gibt es für 129 Euro, die Premium-Version für rund 250. So wird der Kalender zum Vor-Weihnachtsgeschenk.

Laut dem Süßwarenverband „Sweet Global Network“ werden inzwischen mehr Kalender für Erwachsene als für Kinder verkauft. In sozialen Netzwerken machen Fotos die Runde, die als dezente Aufforderung an den Partner verstanden werden können: Wer den Spruch „Mir egal, wie alt ich bin – ich will einen Adventskalender“ ignoriert, erlebt womöglich keine besinnliche Vorweihnachtszeit. Für Markus Land, Betreiber der Infowebseite Mein-Adventskalender.de, sind Paare auch der Treiber dieser Entwicklung. „Vor zehn, 15 Jahren haben sie angefangen, immer aufwendigere Kalender als Geschenk für ihren Partner zu basteln“, sagt er. Aber auch Freundinnen bekommen von Freundinnen Kalender geschenkt, Kolleginnen teilen sich im Büro einen oder Eltern machen den erwachsenen Kindern eine Freude, erklärt die Douglas-Sprecherin. Diesen Trend greifen Firmen auf.

Ein Klassiker bleiben die selbstgebastelten Varianten. Dafür befüllt man vorgefertigte oder handgemachte Pakete mit Präsenten aller Art. In manchen Familien ist der selbst hergestellte Kalender schon der erste Stressbringer der Vorweihnachtszeit, vor allem, weil sich viele mit Schokolade nicht mehr zufrieden geben und nach vielen Kleinigkeiten suchen. Wer es sich zumindest beim Befüllen einfacher machen möchte, der verschenkt kleine Gutscheine – etwa für eine Nackenmassage, einen Spaziergang mit dem Hund oder die Herrschaft über die Fernbedienung für einen Abend.

Für Unternehmen sind Adventskalender aber auch eine interessante Art der Marktforschung. Sie bringen hinter 24 Türchen häufig eine ganze Reihe von Produkten auf den Markt, sagt Markus Land. „Sie sind aber auch für den Verbraucher eine gute Möglichkeit, für relativ wenig Geld ein breites Sortiment an Produkten zu testen.“ Das bemerkt auch Kosmetikriese Douglas. Die hohe Nachfrage mache die Kombination aus Bestsellern, Kundenlieblingen und Neuheiten aus. „Wir merken das daran, dass Produkte aus den Adventskalender anschließend häufig nachgekauft werden.“ Auch Ole Strohschnieder, Gründer und Marketingleiter bei Just Spices, erklärt, der Kalender mit den Mini-Tütchen eigne sich als kleines Geschenk oder um die Produkte selbst besser kennenzulernen. Bei den Pröbchenkalendern werden laut Markus Land oft alle Türchen schon vor dem ersten Dezember geöffnet, um die Produkte zu testen. „Mit dem eigentlichen Sinn eines Adventskalenders hat das dann aber nur noch wenig zu tun.“

Der ursprüngliche Gedanke hinter den Adventskalendern beruht auf der Idee, Kindern die Zeit bis zum Fest zu veranschaulichen und ihre Vorfreude zu steigern. Noch lange bevor es die ersten Kalender mit Bildern oder gar Schokolade gab, malten viele Eltern Mitte des 19. Jahrhunderts Striche an Hauswände oder Türen, von denen die Kinder jeden Tag einen wegwischen durften.

Heute hat wohl niemand mehr einen Adventskalender, um ausschließlich die Tage bis Heiligabend zu zählen. Der Trend liegt eher darin, den Liebsten seine Wertschätzung mit einem kleinen vorweihnachtlichen Geschenk zu zeigen. Oder, noch viel aktueller, sich auch selbst eine kleine Freude zu machen. „Ich glaube, für viele Erwachsene ist der Adventskalender die Erinnerung an die eigene Kindheit, die Vorfreude auf Weihnachten und die Spannung, jeden Tag ein kleines Geschenk auszupacken“, sagt Ole Strohschnieder. „Sie wollen sich zur Weihnachtszeit selbst belohnen.“

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