Großbrand in Duisburger Wohnhaus 44 Bewohner nach Feuer in Notunterkünften

Duisburg · Ein Feuer in einem von Rumänen bewohnten Mehrfamilienhaus in Hochheide hat in der Nacht zum Mittwoch einen Großeinsatz der Rettungskräfte ausgelöst. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen.

Bewohner bleiben nach Brand in Notunterkunft
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Bewohner bleiben nach Brand in Notunterkunft

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Die 44 Bewohner des Mehrfamilienhauses an der Kirchstraße im Duisburger Ortsteil Homberg-Hochheide sind in der Nacht zu Mittwoch haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschlittert. Weil ein Feuer in dem Mehrfamilienhaus rechtzeitig bemerkt wurde, kamen die meisten von ihnen mit dem Schrecken davon. Die Ursache für den Brand steht zwar noch nicht endgültig fest. Aber nach jetzigem Stand war es keine Tat mit fremdenfeindlichem Hintergrund. In dem Mehrfamilienhaus leben überwiegend Rumänen.

Fünf Notärzte waren in der Nacht vor Ort, um so schnell wie möglich die medizinische Erstversorgung sicherzustellen. 21 Bewohner, davon acht Kinder, wurden mit neun Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser gebracht und dort teilweise stationär aufgenommen. Einige Patienten konnten nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. Die Feuerwehr und weitere Hilfsorganisationen waren mit rund 120 Einsatzkräften und 50 Fahrzeugen vor Ort. Der eigentliche Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsatz war gegen 4 Uhr beendet. Die meisten Bewohner des Hauses wurden noch in der Nacht in der Sporthalle der benachbarten Grundschule Kirchstraße untergebracht.

Dramatische Rettungslage für die Helfer

Das Feuer in dem dreigeschossigen Haus, in dem nach Polizeiangaben 42 Menschen leben, war gegen halb zwei in der Nacht in den Kellerräumen ausgebrochen. Brennendes Gerümpel und Autoreifen hatten für eine dichte Rauchentwicklung gesorgt. Die Einsatzkräfte, die in der Nacht vor Ort waren, sprachen am Mittwoch von einer "dramatischen Rettungslage". Ein Großteil der Bewohner hatte sich auf der Flucht vor dem Rauch und den Flammen auf das Flachdach eines Anbaus gerettet. Von dort brachten die Einsatzkräfte die Menschen über Leitern in Sicherheit. Die sechs verletzten Erwachsenen und die elf Kinder erlitten Rauchgasvergiftung oder Verbrennungen ersten Grades.

Turnhalle dient als Notunterkunft

In ihrer Notunterkunft in der benachbarten Schule werden die Betroffenen derzeit von Hilfsorganisationen mit Nahrung versorgt und so weit wie möglich psychologisch betreut. "Vom Kleinkind bis zur älteren Dame — wir sind auf alles vorbereitet", erklärt Kai Usche, Einsatzleiter der Johanniter, die die Notunterkunft zusammen mit dem Roten Kreuz, der Feuerwehr und dem Malteser Hilfsdienst organisieren. Die Hilfskräfte stehen allerdings vor dem Problem, dass die Geretteten die deutsche Sprache nicht beherrschen. Darum ist es kaum möglich, den psychischen Zustand der Bewohner zu ermitteln. Besonders schwer wiegt dies bei den 28 geretteten Kindern.

Grundschüler und Eltern helfen vor Ort

Hilfe erhalten die Betroffenen derzeit aus nächster Nähe. Kinder der benachbarten Grundschule haben für ihre Altersgenossen Bilder gemalt. Daneben organisiert das Lehrerkollegium der Schule gemeinsam mit den Eltern eine Telefonkette, um dringend Benötigtes zu besorgen. Vor allem Kleidung, Spielzeug und andere nützliche Gegenstände sollen so zusammenkommen. Dass für die Betroffenen in der Turnhalle direkt neben dem Brandhaus eine Notunterkunft geschaffen werden konnte, beschreibt Kai Usche als "Glücksfall". Eine Dauerlösung sei diese Unterbringungsmöglichkeit aber nicht. Weil derzeit noch nicht feststeht, ob und wann die Menschen in ihre Wohnung zurückkehren können, prüft die Stadt bereits Alternativen.

Die Brandentwicklung in dem Haus ist nach Angaben von Polizeisprecher Ramon van der Maat typisch für vergleichbare Kellerbrände in der Vergangenheit, für die keine gezielte Brandstiftung ermittelt werden konnte. Vieles deute momentan auf ein Selbstverschulden hin. Anwohner erzählten am Mittwoch, dass in dem Ortsteil zwar viel über das Haus gesprochen werde. Probleme mit den direkten Nachbarn oder den Besitzern der umliegenden Geschäfte habe es jedoch nie gegeben. Dies bestätigt auch die Eigentümerin einer nahe gelegenen Immobilie, die jedoch nicht namentlich genannt werden will. "Die Bewohner sind immer sehr freundlich und grüßen die Nachbarn", sagte sie. Dass dennoch über dieses Gebäude geredet wird, liegt möglicherweise auch an der Umgebung. Das rechts angrenzende Haus beispielsweise steht schon seit längerer Zeit leer. Dort sind die Fenster und Türen vernagelt. Auf dem Hinterhof wurden Mengen von Müll und Elektroschrott entsorgt.

(ac)
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