Nach der Kommunalwahl Schwarze und rote Rathäuser

Vor allem bei den Bürgermeisterwahlen musste die CDU in vielen Städten und Gemeinden Federn lassen. Einige verlor sie an Außenseiter-Kandidaten, in mehreren Rathäusern ist sie nur äußerst knapp an einer Beinahe-Katastrophe vorbei geschrammt. Die Bürgermeisterwahl in NRW war vor allem eine Personen-Wahl.

Gewinner und Verlierer der Kommunalwahl
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Gewinner und Verlierer der Kommunalwahl

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Strahlende Sieger sehen anders aus als Ursula Kwasny: Ganze 115 Stimmen bewahrten die Bürgermeister- Kandidatin der Grevenbroicher CDU, die mit einem Horst- Schlämmer-Wahlplakat für Furore gesorgt hatte, vor dem Absturz in die Opposition: Mit 33,07 Prozent lag sie gerade noch 0,4 Prozent vor dem SPD-Kandidaten Bernhard Pollmeyer.

Gegenüber 2004 stürzte die CDU in der "Bundeshauptstadt der Energie" um 10,9 Prozentpunkte ab und verlor fünf Sitze im Stadtrat — eine klare Quittung für die parteiinternen Querelen um Kwasnys Amtsvorgänger Axel Prümm.

Kein Einzelfall: In Krefeld, einst eine schwarze Bastion am Niederrhein, schrammte Oberbürgermeister Gregor Kathstede mit einer hauchdünnen 406-Stimmen- Mehrheit an der Abwahl vorbei. Sein Vorgänger Dieter Pützhofen tobte und fragte öffentlich, wer eigentlich die Verantwortung dafür übernehme, dass die CDU in der Seidenstadt bereits zum zweiten Mal in Folge sieben Prozentpunkte einbüße; die Antwort steht noch aus.

Im tiefschwarzen Geldern musste Bürgermeister Ulrich Janssen über Stunden um seine Wiederwahl fürchten: Der Abstand zwischen CDU-Amtsinhaber, der mit teilen seiner Partei in Dauer-Fehde lebt, und seinem Kontrahenten Hejo Eicker (SPD) schmolz von mehr als 17 auf nur noch 2,84 Prozent; die absolute Mehrheit im Rat ging flöten. In Essen, Köln und Dinslaken, wo beliebte CDU-Rathauschefs nicht mehr antraten, kehrte die SPD zurück. In Ratingen, Hilden, Haan, Mülheim oder Moers war die CDU gegen parteilose und SPD-Amtsinhaber chancenlos.

Ein Trend ist das nicht. Denn da, wo die CDU und ihre Bürgermeister in den Augen der Wähler ordentlich gearbeitet und ein geschlossenes Bild abgegeben haben, legten sie bei schon satten Ergebnissen am Sonntag sogar noch zu.

Beispiel Goch: Bürgermeister Karl-Heinz Otto (CDU) legte mit einem Ergebnis von 57,91 Prozent gegenüber der Kommunalwahl 2004 sogar um fast zehn Prozent zu. Ulrich Francken (CDU), Bürgermeister der Airport-Gemeinde Weeze, setzte sich mit 67,61 Prozent sogar noch vor seine Partei (62,2 Prozent). Den Vogel schoss sein Amtskollege Leo Giesbers in der Gemeinde Sonsbeck (Kreis Wesel) ab: 2004 erreichte Giesbers bereits 79,7 Prozent. Am Sonntag erhielt der beliebte Bürgermeister 84,47 Prozent.

Wo es in den vergangenen fünf Jahren gut für die CDU lief, wo sie sich unnötiger Reibereien enthielt und ihren Wählern das Gefühl gab, Nutznießer der absoluten Mehrheiten zu sein, erzielte sie echte Volkspartei- Ergebnisse. Für alle anderen galt, was der Niederrhein-Bezirksvorsitzende und CDU-Generalsekretär seiner Partei seit Jahren eintrichtert: "Die einzige Partei, die der CDU am Niederrhein richtig gefährlich werden kann, ist die CDU selbst."

(RP)
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