Wohntrends Was zeichnet den Art-déco-Stil aus?

Die Abkürzung Art déco hat sich für die Epoche der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts durchgesetzt. Gradlinige Möbel sind ein Kennzeichen dieses Stils – aber sie sind nicht das Einzige.

 Art Decó kommt von "arts décoratifs", was so viel bedeutet wie "verzierende Künste".

Art Decó kommt von "arts décoratifs", was so viel bedeutet wie "verzierende Künste".

Foto: 3dimentii / Shutterstock.com

<p>Die Abkürzung Art déco hat sich für die Epoche der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts durchgesetzt. Gradlinige Möbel sind ein Kennzeichen dieses Stils — aber sie sind nicht das Einzige.

Nach dem Ersten Weltkrieg sehnten sich die Menschen nach Luxus. Die Prunk gewohnten Reichen wollten die Veränderungen der Zeit nicht erkennen. "Art déco war der Stil einer internationalen Elite, die die großen sozialen Umbrüche jener Zeit negierte", sagt Prof. Sabine Schulze, Direktorin des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe. Die Schicht umgab sich mit geradlinigen Gegenständen, die sich am Klassizismus und an der Antike orientierten.

Art Decó: verzierende Künste

Es waren eher strenge Formen, die die Möbel dieses Stils auszeichneten. Aber tatsächlich gibt es nicht das eine Merkmal – was eine Zuordnung oft erschwert. Olaf Thormann, stellvertretender Direktor des Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig, zählt elegante, abstrahierte Formen, die Freude am fantasievollen Dekor und an Farben als Charakteristika auf.

Es gibt Möbel, Fahrzeuge, Architektur, Bildhauerei sowie Malerei des Art déco, sogar Artikel des täglichen Gebrauchs. Das macht den Stil bis heute so beliebt. Ein Objekt, das es quasi in jedem italienischen Haushalt gibt, ist die Espressokanne von Bialetti.

Möbel für die Oberschicht aus seltenen Materialien

Einer der großen Namen der Epoche ist Jacques-Émile Ruhlmann (1879-1933). Er verwendete nur die seltensten Materialien: Palisander, Amboyna, Amaranth, Makassar-Ebenholz und Elfenbein. Es waren Möbel für die Oberschicht – und sie werden heute nicht mehr hergestellt. Anders ist dies mit den Entwürfen von Eileen Gray (1878-1976).

Der Designerin ging es immer um das Praktische im Schönen. "Jedes einzelne Stück ist sehr durchdacht und kam den individuellen Bedürfnissen der Designerin entgegen", erklärt Oliver Holy von ClassiCon, das die Möbel produziert und vertreibt. Ob das eine Menton- oder Linoleum-Oberfläche ist, auf der das Geschirr nicht klappert. Oder die Höhenverstellbarkeit des Beistelltischs "E1027 Adjustable Table", den man an die Couch ziehen kann. Oder die schwenkbaren Laden des Tischchens "Petite Coiffeuse".

Miamis Viertel South Beach: Inbegriff des Art déco

Der Juwelier René Lalique (1860-1945) schuf aus Glas Figuren und Gefäße, Tische und Wandvertäfelungen. Seine Lampen sind heute begehrt bei Sammlern. Berühmt sind seine Parfümflacons wie "L'Oiseau de Feu" (Feuervogel). Als Inbegriff der Architektur des Art déco gelten die pastellfarbenen Häuser in Miamis Viertel South Beach sowie das Chrysler Building und das Empire State Building in New York. Auch das Renaissance-Theater in Berlin-Charlottenburg ist ein Original.

Doch auch wenn Art déco mit klassischen Mustern arbeitete, waren die Kreativen offen für die Zukunft. Sie nahmen sich technischer Neuheiten an und trieben die Produktentwicklung damit voran. Thorman sagt daher, "das Art déco verband sich explizit mit einem modernen Lebensgefühl, mit dem Blick nach vorn."

(RPO)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort