Kolumne In 56 Tagen Um Die Welt New York - im Winter zu kalt, im Sommer zu warm

Ihre Gesichter sind von der Sonne braun gegerbt, die Hosen und Jacken zerrissen. Ihre Habe schieben sie in Einkaufswagen vor sich her; manchmal passt diese aber auch in nur eine Plastiktüte, die neben ihnen und ihrem Hund auf dem Bürgersteig liegt. Zuweilen wollen sie gar kein Geld, sondern bitten darum, dass man ihnen ein paar Socken für ihre nackten Füße kauft. Und nachts kann unter scheinbar achtlos am Straßenrand liegenden schmutzigen Kleidern ein schlafender Obdachloser liegen.

Sie gehören zum Straßenbild in den USA. Wir sehen sie in Kalifornien überall in den großen Städten, aber am meisten bedauern wir sie im eisigen New York. Zwölf Grad Minus herrschen gerade, in den Wochen und Monaten zuvor war das Thermometer weit tiefer gesunken. Der härteste Winter seit 20 Jahren, erfahren wir von einem Busfahrer.

"Zu kalt im Winter, zu warm im Sommer" sei es in New York, erklärt uns Julius. Als Wächter auf der Aussichtsplattform des Empire State Building passt er auf, dass die Touristen nicht am Absperrgitter emporklettern. Gegen die Minusgrade hat er sich mit einer Mütze geschützt, die nur Sonnenbrille und Nasenspitze hervorlugen lässt. "Merry Christmas", sagt er (passend zu den Temperaturen), als er uns einen Vierteldollar für das Fernglas mit Blick auf die Freiheitsstatue schenkt. Wenn wir es ein paar Zentimeter weiter nach rechts drehen, sehen wir Eisschollen auf dem Hudson River, zwischen denen die kleinen Boote wie Wasserflöhe wirken.

Wieder zurück auf dem gefrorenen Boden New Yorks, lesen wir von Geschäftsleuten, die kooperieren, um Obdachlosen zu helfen. Etwa, indem sie sie dabei unterstützen, wieder in den Beruf zurückzukehren. In den Läden der Organisation ACE (Association Employment Programs for the Homeless) sollte man kaufen, wenn nicht gar direkt spenden, beschließen wir - und hoffen vor allem für die Obdachlosen auf den Frühling.

Unsere Autorin Natascha Plankermann macht eine Weltreise.

(RP)
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