Duisburg Zahl der Obdachlosen in Duisburg steigt

Duisburg · Sowohl die Stadt als auch die freien Wohlfahrtsträger verzeichnen eine zunehmende Nachfrage nach Hilfsangeboten für Wohnungslose. Duisburg liegt damit im NRW-Trend. Ein Grund ist die angespannte Situation am Wohnungsmarkt.

Duisburg: Zahl der Obdachlosen in Duisburg steigt
Foto: dpa

Die Zahl der Obdachlosen in NRW ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Wie aus einem Bericht des NRW-Sozialministeriums an den Düsseldorfer Landtag hervorgeht, hat sich die Zahl der Wohnungslosen im Land seit 2011 um fast 60 Prozent auf über 25.000 Betroffene erhöht. Auch vor Duisburg scheint diese Entwicklung nicht haltzumachen. Wie die Stadt unserer Redaktion auf Nachfrage mitteilte, gab es allein zwischen 2015 und 2016 einen Anstieg von 49 auf 61 Personen, die bei einer Stichtagszählung nach ordnungsrechtlichen Kriterien in den kommunalen Hilfsstellen versorgt werden mussten. "Ein vergleichbarer Trend ist in den von freien Trägern wie dem Diakoniewerk betriebenen Einrichtungen zu verzeichnen", erläuterte Stadtsprecher Falko Firlus. Genauere Aussagen darüber, wie viele Personen in Duisburg tatsächlich obdachlos seien, ließen sich leider nicht treffen. "Die Anzahl der in Duisburg tatsächlich obdachlosen und somit auf der Straße lebenden Personen ist nicht exakt bekannt", sagte Firlus. "Viele Personen, die ,augenscheinlich' als obdachlose Personen auf der Straße leben, verfügen über eine eigene oder nach ordnungsrechtlichen Kriterien angebotene Unterkunft."

Dass die Zahl Obdachloser in der Stadt zunimmt, bestätigte auch Roland Meier, zuständiger Abteilungsleiter Wohnungslosenhilfe bei der Duisburger Diakonie. "Insgesamt gibt es tatsächlich einen Anstieg an Erstberatung und Unterbringungsbedarf", sagte er. Dabei sei aber zu beachten, dass es nicht den oder die Wohnungslose gebe. "Jeder Betroffene hat ein anders Schicksal und einen anderen Bedarf. Aus diesem Grund setzen wir in Duisburg auch auf eines der differenziertesten Hilfesysteme in Deutschland." Dazu zählen unter anderem Erst- und Intensivberatungen, die Vermittlung in stationäre Wohneinrichtungen, kurzfristige Unterbringungen, Notschlafstellen und ambulant betreute Wohnangebote.

Einen möglichen Grund für die steigenden Zahlen sieht Meier in der aktuellen Situation am Duisburger Wohnungsmarkt: "Die Anzahl bezahlbarer Kleinwohnungen ist auch in Duisburg extrem zurückgegangen, so dass die Klientel zum Teil nicht ,entlassen' werden kann und sich somit ein Rückstau in den Einrichtungen bildet", sagte er. Auch die Stadt hat diesen Umstand als Problem erkannt. "Vorhandener Wohnraum ist für das Klientel vermehrt nicht mehr vermittelbar", erläuterte Stadtsprecher Firlus. Forderungen der Vermieter nach Schufa-Auskünften, polizeilichen Führungszeugnissen, Erklärungen vorheriger Vermieter, Nachweisen über nicht vorhandene Strom- oder Mietschulden könnten die Betroffenen häufig nicht mehr zur Zufriedenheit der Vermieter erfüllen.

Im Hinblick auf den nahenden Winter sieht die Diakonie die Stadt aber ausreichend gerüstet. "Zur Zeit gibt es unseres Erachtens genügend Notunterbringungsplätze in der Stadt", sagte Meier, hob dann aber noch einmal mahnend den Finger. "Aber auch nur deshalb, weil die Stadt Duisburg ein Bettenkontingent in einem Hotel bereitgestellt hat." Wie sich die Lage weiter entwickeln werde, sei nicht abzusehen. Klar sei nur, dass sich die Wohnungsmarktsituation durch das Duisburger Bevölkerungswachstum in den vergangenen fünf Jahren (483.000 auf 502.000) in absehbarer Zeit nicht verbessern werde.

(th)
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