Medizinische Hochschule Hannover Erster Patient mit vier Lungentransplantationen

Hannover (RPO). Zum weltweiten ersten Mal haben Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover am selben Patienten vier Lungentransplantationen vorgenommen. Damit lebt der Mann bereits mit seiner fünften Lunge. Der 41-Jährige Patient und Vater zweier Kinder sei wohlauf und trainiere bereits auf dem Ergometer, teilten die Verantwortlichen mit.

Bei dem aus Schmalkalden in Thüringen stammenden Patienten wurde 1990 eine lebensgefährliche Lungenhochdruckerkrankung diagnostiziert, die das menschliche Atmungsorgan langsam zerstört. 1992 wurde ihm erstmals ein Lungenflügel transplantiert, der aber heftige Abstoßungsreaktionen hervorrief. Bereits eineinhalb Jahre später erhielt der Patient daher ein komplett neue Lunge. Die nächste Lungentransplantation wurde im Jahr 1998 notwendig. Am 6. Februar dieses Jahres setzten die Chirurgen dem 41-Jährigen dann schließlich die vierte Spenderlunge ein.

Es handele sich um die erste Re-Re-Replantation einer Lunge weltweit, sagte der Direktor der MHH-Thoraxchirurgie, Professor Axel Haverich. „Weder in den europäischen, noch in den amerikanischen Transplantationstatistiken ist bislang eine vierte Lungentransplantation dokumentiert“, meinte der bekannte Transplantationschirurg.

Die durchschnittliche Überlebenszeit nach einer Lungentransplantation habe sich in den letzten Jahren erheblich verlängert, betonte Haverich. Zurzeit liege sie im Schnitt bei sechs bis sieben Jahren. Es gebe aber immer wieder Patienten, die mit einer transplantierten Lunge 15 bis 20 Jahre leben würden. Auch der Patienten aus Schmalkalden habe mit der ersten transplantierten Lunge nur eineinhalb Jahre, mit der zweiten fünf und mit der dritten bereits neun Jahre leben können.

Sehr seltene Blutgruppe

Die Krankengeschichte des 41-Jährigen widerlege Befürchtungen, dass das jede weitere transplantierte Lungen schneller abgestoßen werde als das erste Transplantat, meinte MHH-Privatdozent Martin Stüber, der dem Patienten in genau fünf Stunden und fünf Minuten die vierte Spenderlunge einsetzte. Allerdings sei eine Retransplantation weitaus komplizierter als die erste Lungenverpflanzung, da transplantierte Organe mit dem Brustkorb verwachsen würden und dabei Narbengewebe entstehe.

Nach Angaben von Professor Haverich warten derzeit allein an der Medizinischen Hochschule Hannover 157 Patienten auf eine Lungentransplantation. Der 41-Jährige habe nur deswegen vier Mal ein Spenderorgan erhalten können, weil seine Blutgruppe sehr selten sei, sagte Haverich. Wenn es Organspender mit der gleichen sehr seltenen Blutgruppe gebe, kämen nur wenige Patienten als Empfänger in Frage.

Nach den Worten von Haverich verfügt die MHH derzeit über „das größte Transplantationszentrum in Europa“. Von den bundesweit 253 Lungentransplantationen des vergangenen Jahres habe man 101 in Hannover vorgenommen. Außerdem seien 2006 in dem Zentrum 200 Nieren, 120 Lebern und 30 Herzen transplantiert worden.

(apbackup)
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