Studie: Zurückhaltung bei pflanzlichen Sterolen Forscher skeptisch über Fett-Ersatzstoffe

Leipzig (RPO). Man findet sie in Margarine oder Sahne-Ersatz-Produkten: Phytosterole. Diese pflanzlichen Ersatzstoffe für tierische Fette werden von den Herstellern als besonders kalorienarm und cholesterinsenkend beworben. Lebensmittel mit diesen Ersatzstoffen können jedoch laut einer neuen Studie für erhebliche Teile der Bevölkerung gesundheitsschädlich sein.

Dies berichten Wissenschaftler des Leipziger Uniklinikums in einer am Freitag veröffentlichten Studie. Demnach konnte erstmals eine direkte Verbindung zwischen den für den Transport pflanzlicher Sterole wichtigen Lipid-Genen und der koronaren Herzerkrankung gezeigt werden.

Wie es hieß, scheiden Menschen mit einer bestimmten genetischen Variante die Phytosterole schlechter aus. Dadurch haben sie einen höheren Sterolspiegel und somit ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Demnach neigen Träger der Blutgruppen A, B und AB zu höheren Sterolspiegeln und gleichzeitig zu einem höheren Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, während die der Blutgruppe 0 gut geschützt sind.

Ob jemand zur Risikogruppe gehört und die entsprechende Variante in sich trägt, kann nach den Angaben durch einen genetischen Test herausgefunden werden, der jedoch bislang nicht allgemein verfügbar sei. "Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte deshalb bei Lebensmitteln mit Phytosterolzusätzen zurückhaltend sein", hieß es.

Dieser Befund steht im Widerspruch zu Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften, die eine Nahrungsmittelergänzung mit pflanzlichen Sterolen befürworten. Pflanzliche Sterole (Phytosterole) sind Bestandteil der Zellwand von Pflanzen. Sie kommen in pflanzlichen Fetten oder Ölen vor, wie sie aus Sonnenblumensamen, Weizenkeimen oder Sojabohnen gewonnen werden. Sie sind strukturell dem Cholesterin ähnlich und hemmen seine Aufnahme im Darm, indem sie um das Transportsystem in der Darmschleimhaut konkurrieren.

Zusätze für Margarine oder Joghurt

Aufgrund dieser cholesterinsenkenden Wirkung ist es weit verbreitet, pflanzliche Sterole sogenannten "funktionellen Lebensmitteln" wie Margarine oder Joghurts künstlich zuzusetzen.

Für die Studie wurden den Angaben zufolge mehr als 27.000 Patientenproben untersucht. An den Untersuchungen beteiligt waren auch Wissenschaftler der Universitäten Lübeck, Regensburg, München und Erlangen sowie Kooperationspartner in Großbritannien und Frankreich.

Der Leipziger Professor Joachim Thiery, Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, erklärte: "Aufgrund der Forschungsergebnisse kann die weit verbreitete Auffassung, dass Produkte mit Ersatzstoffen für tierische Fette grundsätzlich gesundheitsfördernd sind, nicht mehr aufrecht erhalten werden."

Die gefundenen Zusammenhänge bedürften nun einer tiefer gehenden Aufklärung.

(apd/jre)
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