HCG-Diät Mit Schwangerschaftshormonen zum Traumgewicht?

Düsseldorf · Hollywoodstars schwören schon lange auf die HCG-Diät. Sie verspricht, vor allem das Fett an den Problemzonen der Frau dauerhaft zu verbrennen. Doch die Methode ist umstritten, denn Abnehmwillige müssen sich dafür ein Schwangerschaftshormon spritzen - und essen nur noch 500 Kalorien täglich.

So funktioniert Metabolic Balance
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Foto: shutterstock/ Milleflore Images

Ihren Ursprung hat die Diät bereits im Jahr 1954, als der englische Arzt Dr. Albert Simeons eine Abnehmmethode mit dem Wachstumshormon HCG (humanes Choriongonadotropin) entwickelte. Es handelt sich dabei um ein Schwangerschaftshormon, das dafür sorgt, dass kein Eisprung mehr erfolgt, die Gebärmutterschleimhaut erhalten bleibt und wächst, und somit keine Menstruation eintritt.

Diese Funktion soll also bei der Diät ausgenutzt werden. Doch dass die künstliche Einnahme des Hormons die Gewichtsreduktion fördern kann, ist fraglich. "Es gibt keinen wissenschafltichen Beweis dafür, dass das Schwangerschaftshormon das Abnehmen unterstützt", sagt die Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Professor Helmut Schatz aus Bochum, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, bestätigt dies. "Das Fett an Bauch, Po und Oberschenkeln schwindet durch HCG nicht", sagt er. Und er räumt mit einem weiteren Mythos auf: "Das Hungergefühl wird mit der Gabe des Hormons auch nicht unterdrückt." Zwar könne sich dieser Effekt in einigen Fällen eventuell psychologisch einstellen, wissenschaftlich gebe es allerdings keinerlei Nachweis dafür.

So funktioniert die Diät

Das Abnehmprogramm besteht aus einer Kombination der HCG-Aufnahme und einem strikten Essensplan. Ab dem ersten Tag wird das Hormon entweder in Tropfen-, Spritzen- oder Tablettenform verabreicht. Gleichzeitig soll an den ersten beiden Tagen geschlemmt werden. Fette, kalorienreiche Lebensmittel und Zucker sollen fast bis zur Völlerei gegessen werden. Erst ab dem dritten Tag beginnt der Verzicht. Und der fällt drastisch aus. Denn während viele andere Diäten die Kalorienzufuhr auf etwa 1200 Kilokalorien pro Tag begrenzen, schränkt die HCG-Tropfen-Diät die Energiezufuhr auf nur 500 Kilokalorien täglich ein.

Zur Orientierung: Eine Frau braucht am Tag durchschnittlich rund 1900 Kilokalorien, ein Mann etwa 2400 Kilokalorien. Was während der HCG-Diät gegessen werden darf, ist nicht streng vorgeschrieben. Es wir aber empfohlen, abwechslungsreich zu essen, um so viele Vitamine und Mineralstoffe wie möglich aufzunehmen. Zucker, Fette und Alkohol sind tabu. Auch Kohlenhydrate sollen weitgehend gemieden werden und es müssen mindestens 1,5 bis zwei Liter Wasser pro Tag getrunken werden.

"Natürlich nimmt man bei einer so drastischen Kalorienreduktion erst einmal ab", erklärt Gahl. "Die geringe Energiezufuhr kann aber schnell zu Kreislaufproblemen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führen", so die Ernährungsexpertin. Über längere Zeit kann die geringe Energiezufuhr sogar gefährlich werden. "Es droht eine Mangelversorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen", warnt Gahl. "Im schlimmsten Fall können sogar Herzrhythmusstörungen oder Stoffwechselentgleisungen auftreten."

Nebenwirkungen der HCG-Präparate

Doch nicht nur die extrem niedrige Kalorienzufuhr kann gesundheitsschädlich sein. Auch die unnatürliche Aufnahme des HCG-Hormons kann Gefahren birgen. "In Deutschland hat es für den Bereich Gewichtsreduktion gar keine Zulassung" erklärt Gahl. Wer unbedingt damit abnehmen will, besorgt sich das Hormon daher oftmals im Internet — und geht damit zusätzliche Risiken ein. Denn Medikamente aus dem Onlinehandel können gefälscht sein. Manchmal sind diese zwar einfach wirkungslos, es kann aber auch passieren, dass gesundheitsschädliche oder gar giftige Substanzen in den Präparaten stecken.

Nicht zu unterschätzen sind vor allem aber die Auswirkungen der unnatürlichen HCG-Zufuhr auf den Hormonhaushalt. "Es kann zu Regelstörungen, Haarausfall und Thrombosen kommen", erklärt Schatz. Der Körper denke schließlich, er sei schwanger. Und der Mediziner warnt weiter: "Da es sich um ein Wachstumshormon handelt, kann es im schlimmsten Fall sogar das Wachstum gynäkologischer Tumoren fördern."

Beide Experten raten letztendlich eindringlich von der Diät ab: "Es handelt sich um eine unseriöse und gefährliche Abnehmmethode", warnt Gahl. Und auch Schatz betont: "Die Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen. Niemand sollte an die Versprechen dieser Diät glauben."

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