Porträt Mal im Trikot, mal in Uniform

St. Augustin · Selbst wer sich im Sport auf Spitzenniveau bewegt, geht oft noch einem anderen Beruf nach. Der erfolgreiche Rennkanute Max Rendschmidt etwa ist Polizeihauptmeister. Wie bekommt er Training und Beruf in Einklang?

 Bei den Olympischen Spielen im Sommer 2021 in Tokio jubelte Max Rendschmidt (l.) gemeinsam mit seinen Teamkollegen im Kajak-Vierer über Gold.

Bei den Olympischen Spielen im Sommer 2021 in Tokio jubelte Max Rendschmidt (l.) gemeinsam mit seinen Teamkollegen im Kajak-Vierer über Gold.

Foto: dpa-tmn/Jan Woitas

Im Wasser ist er in seinem Element. Als dreifacher Olympiasieger hat es der Rennkanute Max Rendschmidt bis zur Weltspitze gebracht. Die Medaillensammlung des 28-Jährigen ist beachtlich: 55 Mal Gold, 22 Mal Silber und zwölf Mal Bronze. Und dabei soll es nicht bleiben. Auf weitere Top-Plätze bereitet sich der gebürtige Bonner akribisch vor.

Dabei geht er neben dem Sport einem Beruf nach. Sein Arbeitgeber und Förderer ist die Bundespolizei. Angefangen hatte er als Azubi, derzeit hat er den Rang eines Polizeihauptmeisters. Beim Bewerbungsverfahren um einen Ausbildungsplatz kommen generell nur in ihrer jeweiligen Disziplin hochtalentierte Athleten zum Zuge.

„Bewerberinnen und Bewerber müssen einem Nationalmannschaftskader der Sportverbände angehören und nach einer individuellen Prognose das Potenzial besitzen, Höchstleistungen auf Weltniveau zu erzielen“, sagt Ronny Bergmann vom Bundespolizeipräsidium in Potsdam. Und natürlich müssen sie auch die nötige Motivation mitbringen und für den Polizeivollzugsdienst geeignet sein.

Bei Max Rendschmidt war das der Fall. Das Besondere an seiner Polizeiausbildung: Er musste nur wenige Monate im Jahr auf die Dienststelle kommen. Die restlichen Monate konnte er sich voll und ganz aufs Training und auf Wettkämpfe konzentrieren. „Im Gegenzug dauerte die Ausbildung statt regulär zweieinhalb Jahre vier Jahre.“

 Der Leistungssportler an seinem Arbeitsplatz als Bundespolizist.

Der Leistungssportler an seinem Arbeitsplatz als Bundespolizist.

Foto: dpa-tmn/A. Delzig

Heute, als Polizeihauptmeister, arbeitet er vier Wochen im Jahr. In diesen vier Wochen lernen er und andere Top-Athleten verschiedene Dienststellen der Bundespolizei kennen, wo sie nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere arbeiten können.

Derzeit ist Rendschmidt in der Dienststelle der Bundespolizei in Sankt Augustin tätig. Dort absolviert er im Rahmen der Aufstiegsausbildung zum gehobenen Dienst ein Praktikum. „Aktuell arbeite ich als Sachbearbeiter und koordiniere die Aus- und Fortbildung der einzelnen Abteilungen“, erzählt er. Was ihn an der Arbeit der Bundespolizei begeistert, ist die Vielseitigkeit der Aufgaben. „Viele denken, die Bundespolizei sei nur im Grenzdienst und an Flughäfen oder Bahnhöfen im Einsatz, aber das ist nur ein Teil der Aufgaben.“

Die Bundespolizei hat Interesse daran, Spitzensportler zu fördern: Denn das, was einen herausragenden Sportler ausmache, sei auch und gerade im Polizeidienst wichtig, so Ronny Bergmann. Leistungswille, Gemeinschaftsgefühl und Fairness zum Beispiel. Auch die Bundeswehr fördert Spitzenathleten und bildet sie aus.

Abgesehen von den vier Wochen bei einer Einsatzstelle haben Kanuten wie Max Rendschmidt und andere von der Bundespolizei geförderte Spitzensportler die Zeit, sich vollumfänglich auf den Sport zu konzentrieren. Der Alltag ist hart. „Das Training umfasst 25 bis 26 Stunden die Woche, verteilt auf sechs Tage“, sagt Rendschmidt. Zweimal am Tag steht für ihn Paddeln auf dem Programm, zudem Krafttraining, Laufen und Physiotherapie. Außerdem Mentaltraining. „Richtig hart wird es, wenn es in eines der vielen Trainingslager geht, da bleibt für Freunde, Familie und Hobbys nun wirklich keine Zeit.“

In Sachen Einkommen sind Sportpolizisten weit von den Traumgagen der Profifußballer entfernt. „Die Bezahlung erfolgt auf Grundlage des Bundesbesoldungsgesetzes“, sagt Ronny Bergmann. Im Mittleren Polizeivollzugsdienst etwa als Polizeiobermeister (Erfahrungsstufe 4, 28 Jahre, verheiratet, ein Kind) liegt die Besoldung bei 3036 Euro netto pro Monat. Im mittleren Polizeivollzugsdienst als Polizeihauptmeister mit Amtszulage (Erfahrungsstufe 8, 45 Jahre, verheiratet, zwei Kinder) beträgt die Besoldung 4119 Euro netto.

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