Immobilien im Bergischen Tiny Houses – auch ein Konzept für Rade?

Serie | Radevormwald · In einigen Nachbarkommunen stehen sie schon oder sind geplant: Tiny Houses. In der Bergstadt gab es im Rathaus auch bereits Anfragen. Baurechtlich gibt es auch keine Bedenken.

 Diese Tiny Houses stehen auf einem Gelände der Ortschaft Rüggeberg, unmittelbar an der Grenze zu Radevormwald.

Diese Tiny Houses stehen auf einem Gelände der Ortschaft Rüggeberg, unmittelbar an der Grenze zu Radevormwald.

Foto: Familie Steffen-Mester

Manche halten sie für eine Modeerscheinung, andere sehen in ihnen die Zukunft des Wohnens in den eigenen vier Wänden. Die Rede ist von Tiny Houses, was wörtlich „winzige Häuser“ heißt. Es gibt zwar keine allgemeingültige Definition, doch wird diese Bezeichnung meist für Häuser verwendet, deren Wohnfläche kleiner als 50 Quadratmeter ist. Manche sind mit Rädern versehen und können transportiert werden, andere bleiben an Ort und Stelle. Die Vorteile des kleinen Eigenheims sind der vergleichweise geringe Preis – manche gibt es schon für 30.000 Euro – und der geringe Flächenverbrauch, der zudem auch umweltschonend ist.

Doch gibt es in Radevormwald bereits erste Interessenten für den Bau von Tiny Houses? „Wir haben bislang zwei Anfragen dazu bekommen“, erklärt Burkhard Klein, Leiter des Bauverwaltungsamtes. Konkrete Vorhaben gebe es nicht. Grundsätzlich aber spreche baurechtlich nichts dagegen, sich ein solches Mini-Haus hinzustellen. Grenzen setzen die örtlichen Bebauungspläne nur bei größeren Gebäuden. „Es ist lediglich vorgeschrieben, wie groß ein Haus maximal sein und wie viele Geschosse es haben soll“, erläutert der Amtsleiter.

Allerdings hält Klein es für unwahrscheinlich, dass es in einer Kleinstadt wie Radevormwald bald zu einem Boom der Mikrohäuser kommen wird. „Ich könnte mir vorstellen, dass diese Option eher für Menschen in Ballungsräumen passt, wo es weniger Raum zum Bauen gibt.“

In Radevormwald wird derzeit das neue Baugebiet Karthausen vermarktet, und dort legen viele Interessenten weiterhin Wert auf das klassische Eigenheim. Die Vorgaben des Bebauungsplans würden es für Liebhaber von Tiny Houses auch schwierig machen. „Es gibt klare Vorgaben zur Dachbegrünung und zur Photovoltaik.“

Klein räumt aber ein, dass die Parzellen inzwischen nicht mehr so groß zugeschnitten werden wie einst. Überhaupt merken viele Häuslerbauer, dass ihr Finanzplan durch die Preisentwicklungen ins Wanken gerät. „Die Materialien sind teurer geworden“, sagt Klein.

Ein Blick in den oberbergischen Kreis zeigt, dass „Tiny Houses“ durchaus für den ländlichen Raum attraktiv sein können. Bergneustadt beispielsweise, mit rund 19.000 Einwohnern kleiner als Radevormwald, plant eine neue Siedlung, auf der neben 33 Wohnhäuser auch 20 Tiny Houses gebaut werden sollen. Wie „Oberberg aktuell“ berichtete, verpflichten sich die Käufer der Grundstücke, das Konzept der Klimasiedlung mitzutragen, das Solarmodule auf den Dächern, einen Energiespeicher für überschüssigen Strom sowie Wärmepumpenanlagen mit Erdwärmenutzung vorsieht.

Kein Wunder, dass auch bei den Grünen in Radevormwald schon über diese umweltschonende Art des Wohnens diskutiert wurde. Fraktionsmitglied Bernd Bornewasser hatte erst jüngst in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses auf den Flächenverbrauch durch neu ausgewiesene Baugebiete hingewiesen. Anlass war die Debatte über den künftigen Regionalplan, der Kommunen wie Radevormwald engere Grenzen zum Wachstum setzen soll.

„Wir als Gründe sehe die Tiny Houses nicht als bloße Mode, sondern als sinnvolle Alternative“, erklärt Bernd Bornewasser unserer Zeitung und verweist darauf, dass in der örtlichen Politik jüngst auch über das kommende Baulückenkataster gesprochen wurde. Ein Tiny House wäre ideal, um eine solche Lücke zu füllen.

20 bis 30 Quadratmeter Wohnfläche, das reiche für eine Person völlig aus, meint Bornewasser. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen in Deutschland alleine leben, sei dieses Wohnmodell durchaus zukunftsträchtig. Wenn es nach der Fraktion von Bündnis 90/Grünen gegangen wäre, hätten die Tiny Houses schon bei der Verwirklichung des Baugebietes Karthausen eine Rolle gespielt. Nun werden dort erst einmal klassische Eigenheime entstehen.

Dem Einwand von Burkhard Klein, die Vorgaben eines Bebauungsgebietes wie Karthausen könnten mit den kleinen Häusern nur schwer verwirklicht werden, lässt der Grünen-Politiker nicht gelten. „Das könnte man auf genossenschaftlicher Basis regeln“, meint er.

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