Wieder grantelt ein TV-Senior über die eigene Generation

Nach dem Autor und TV-Ruheständler Sven Kuntze bekundet ein weiterer Fernsehmann im Rentenalter öffentlich Mitleid mit den Jungen: "Wir packen Euch immer mehr Lasten auf - dabei habt Ihr es heute ohnehin schwerer als wir damals." Aber beim Bedauern will es Michael Opoczynski nicht belassen. Keinen Bereich lässt er aus und zeigt, wo etwas im Argen liegt in unserem Land: in der Altersversorgung, der Bildung, dem Umweltschutz, in der Infrastruktur und nicht zuletzt in der Arbeitswelt.

Die Dramaturgie des Buches ist pfiffig, weil sie die persönlichen Erfahrungen in den Mittelpunkt nimmt. Da steht Opoczynski nach einem langen Berufsleben als Nachrichtenerklärer plötzlich als Neu-Rentner da und blickt auf die Welt, wie sie ist. Es packt ihn der Zorn, und die Hauptschuldigen hat er sofort ausgemacht: seine Generation: "Wir haben sorglos die Zukunft verbraucht, die jetzt den Jungen fehlt." Doch dieses Bewusstsein hätten seine Alterskameraden eher nicht, bedauert er und zählt empört, zugespitzt und arg pauschal die angeblichen Zeitvertreibe der heutigen Pensionäre auf: einen protzigen Wagen mit Vierradantrieb fahren und Kreuzfahrten machen.

Als Wirtschaftsfachmann kann der Autor nachweisen, dass das heutige Rentensystem keine Zukunft hat, weil es auf den schwachen Schultern jungen Arbeitnehmer ruht. Davon gibt es immer weniger, die aber immer mehr zahlen müssten. Falls sie es überhaupt noch können. Denn die "Generation Praktikum" werde nicht mehr mit gut dotierten festen Arbeitsstellen versorgt. Alles das wurde schon hundertmal so oder ähnlich diagnostiziert.

Die knallharten und flotten Formulierungen sind ein Hauptmerkmal dieses Pamphlets für die gute Sache. Im Stakkatostil jagt Opoczynski seine Leser durch alle Bereiche der Gesellschaft und der Wirtschaft. So wird es nie langweilig. Der altgediente Journalist leert seinen dicken Kropf und rüttelt auf. Die "wohlhabenden" Alten sollen umkehren und fair zu den Jungen sein.

(RP)
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