Komödie ohne Humor

Theaterfilm "Sommer der Gaukler"

Für eine Liebeserklärung an die Schauspielkunst benötigt man Vollblutkomödianten. Das ist das erste Manko von Marcus H. Rosenmüllers neuem Film, der von einer Gruppe Wanderschauspieler im Sommer 1730 handelt. Seine Akteure sind begabt, aber sie müssten überwältigend sein. Man müsste an jedem ihrer Worte hängen. Doch ihre Worte lassen kalt. Damit ist das zweite Manko angesprochen: das Drehbuch. Das hätte man einem Dichter anvertrauen müssen. Ruhig einem altmodischen, pompösen, hemmungslos in die eigenen Worte verliebten, aber einem Dichter eben. Stattdessen dominiert ein Ton, den man mit viel Wohlwollen als sachlich bezeichnen kann.

Ein Lichtblick immerhin ist Lisa Maria Potthoff als Eleonore, der weibliche Star des Ensembles. Sie ist bezaubernd, oft erinnert sie an die junge Lilo Pulver. Mit ihrer Ausstrahlung benötigt sie keine markanten Dialogsätze, sie muss einfach nur ihr Gesicht in die Kamera halten. Ansonsten vermag nur die Nebenhandlung Interesse zu wecken. In dem Dorf, das die Wanderschauspieler aufsuchen, lehnen sich Arbeiter gegen einen tyrannischen Bergwerksbesitzer auf. Emanuel Schikaneder (Max von Thun), der Leiter der Gruppe, findet dabei durchaus Anregungen für ein neues Drama.

Über weite Strecken gelingt es Rosenmüller, die Atmosphäre der Wirtshausbühnen zu rekonstruieren, an denen selbst Schauspieler des 20. Jahrhunderts wie Emil Jannings noch ihre Lehrjahre absolvieren mussten. Man genießt die Ausstattung, Kostüme und Perücken, und wenn die Komödianten beim Verlassen der Kutsche auf einem matschigen Weg ausrutschen, fühlt man sich für einen Moment ins Jahr 1730 zurückversetzt.

Wahrscheinlich muss man ein alter Theaterhase sein, um solch einen Stoff zu bewältigen. Unerreichbare Vorbilder wie Ingmar Bergmans "Abend der Gaukler" sprechen dafür. Rosenmüllers Spezialität sind kleine Leute von heute ("Wer früher stirbt, ist länger tot", "Beste Zeit", "Beste Gegend").

Das Bühnenpathos vergangener Jahrhunderte ist ihm fremd. ll

(RP)
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