Kino-Kritik Nachts im Museum: T-Rex will nur spielen

Von wegen, entspannter Job: Als Nachtwächter im New Yorker Naturkundemuseum erlebt Larry (Ben Stiller) haarsträubende Überraschungen. Als er nach einem kleinen Nickerchen aufwacht, ist das Dinosaurierskelett im Foyer verschwunden. Nach Sonnenuntergang, so zeigt die neue Komödie "Nachts im Museum", tobt in den ehrwürdigen Hallen das Leben.

 Ausgestopfte Figuren können ganz schön lebendig sein.

Ausgestopfte Figuren können ganz schön lebendig sein.

Foto: 20TH CENTURY FOX, AP

Wen angesichts stierender Ausgestopfter immer schon unbehagliche Gefühle beschlichen, dem ist die genial simple Grundidee dieser Komödie sofort eingängig. Dank pharaonischen Zaubers nämlich erwachen die historischen Stillleben in den Schaukästen und die exotischen Tiere zum Leben und marodieren mit Rambazamba durch die Korridore. Larrys Aufgabe ist es, Babysitter für Hunnen, Römer, Cowboys und Affen zu spielen, Konflikte zu schlichten und vor allem zu verhindern, dass die Bagage ins Freie ausbüxt. Dort würden sie nämlich bei Morgengrauen zu Staub verfallen.

Und hätte der schlampige Larry die Instruktionen gelesen, die ihm seine drei dubiosen Vorgänger in die Hand gedrückt haben, so wüsste er, was zu tun ist, wenn ihn der T-Rex jagt: Der tut nichts, der will nur spielen und wartet darauf, dass Larry das Knochenstöckchen wirft. Nachdem aber Larry von Miniatur-Cowboys à la Gulliver auf Eisenbahnschienen gefesselt und von Wilden mit Pfeilen beschossen wird, lernt er schnell dazu. Er liest Geschichtsbücher, stiftet den Neandertalern ein Feuerzeug, der Osterinsel-Statue einen Kaugummi und unterzieht den grausamen Hunnen Attila einer Instant-Psychoanalyse.

Lernen vom Neandertaler

Regisseur Shawn Levy, der zuletzt ein konsequent albernes Remake von "Der rosarote Panther" gedreht hat, kommt nicht umhin, seine Kinderkomödie dem Diktat so vieler US-Filme zu unterwerfen. So dient auch dieses Abenteuer zum Kitten einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung: Der geschiedene Larry, ein Träumer und Taugenichts, ist drauf und dran, die letzten Sympathien seines Sohnes zu verspielen, der längst einen soliden Stiefvater gefunden hat. Deshalb wird der Film zum Krimi, in dem sich Larry, Sohnemann und Museumsbewohner gegen die diebischen Ex-Nachtwächter zur Wehr setzen müssen. Als Ratgeberonkel fungiert der Museumsgründer, der wächserne Ex-Präsident Teddy Roosevelt.

Der angenehm altmodische, aber pointenreiche Kinderfilm lässt die Computeranimation nie überhand nehmen und reizt mit harmlosem Slapstick sein Komikpotenzial betont familienfreundlich aus. Beim Zusammenprall zwischen Vergangenheit und Gegenwart, drinnen und draußen, fliegen zwar die Funken, doch Unflat und Horrorszenen werden tunlichst vermieden.

Die starbesetzte Museumssause - neben den Komikern Ben Stiller, Robin Williams und Owen Wilson tauchen gar die Filmveteranen Mickey Rooney und Dick Van Dyke auf - schafft es trotz Klischees, die kindliche Fantasie anzufüttern und die Kleinen auf Geschichte neugierig zu machen. So lässt man sich gern belehren.

(ap)
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