Remscheider Sana-Klinikum Erst illegales Nickerchen, dann Angriff auf Polizisten

Remscheid/Wuppertal · Vermutlich war er einfach nur todmüde. Oder ihm fehlte ein Dach über dem Kopf. Warum er sich im Sana-Klinikum in ein Patientenbett gelegt hatte, um ein Nickerchen zu machen, hätte der Remscheider nun eigentlich der Berufungsrichterin erzählen sollen.

Das Amtsgericht hatte ihn zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er einen der ins Klinikum geeilten Polizeibeamten mit Kopfnüssen traktiert hatte.

Damals war der Angeklagte in der Gewahrsams-Zelle gelandet – würde man ihn heute fragen, würde man möglicherweise von ihm hören, dass ihm das gar nicht so unrecht gewesen sei. Vielleicht ist er auch den sechs Monaten hinter Gittern gar nicht so abgeneigt, die er nun wird absitzen müssen, weil er zu seiner Berufungsverhandlung nicht gekommen ist.

Mehrfach hatte das Gericht versucht, dem offenbar Verschollenen die Ladung zuzustellen. Am Ende wurde sie am Landgericht öffentlich ausgehängt, gelesen haben dürfte sie der Mann wohl kaum. 

Als er sich im März vergangenen Jahres illegalerweise in einem der Betten im Sana-Klinikum einquartiert hatte, war inmitten der Corona-Pandemie gerade der erste Lockdown ausgerufen worden. Die Straßen waren leergefegt, viele Behörden vorbeigehend unerreichbar. Der 34-Jährige soll zuvor auf ganz legalem Wege versucht haben, als Patient im Klinikum aufgenommen zu werden. Da man einen medizinischen Notfall offenbar nicht hatte feststellen können, war der abgewiesene „Patient“ in einem unbeobachteten Moment in einem der Patientenzimmer abgetaucht.

Als das auffiel, sollen Klinikmitarbeiter vergeblich versucht haben, den Mann aus dem Bett zu bewegen. Die herbeigeeilten Polizeibeamten hatten einen Platzverweis erteilt in dem Glauben, dass die Sache damit erledigt sein würde. Dem war aber nicht so: Der Angeklagte war schnurstracks wieder reingelaufen ins Klinikum, um sich dort erneut die Decke über den Kopf zu ziehen.

Das Prozedere begann von vorn, diesmal gab es Kopfnüsse für die Beamten. Die nahmen ihn schließlich mit auf die Wache, wo er die Nacht ruhig ausklingen lassen konnte. Es folgten eine Anzeige wegen des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und die Verurteilung durch das Amtsgericht.

Wo er derzeit nachts schläft, konnte trotz intensiver Bemühungen der Justiz nicht festgestellt werden.

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