Ein Unfall verändert das Leben von vier Menschen Der dänische Film "Open Hearts"

Frankfurt/Main (rpo). Der dänische Film "Open Hearts" besticht durch wunderbare Dialoge und glaubwürdige Handlungsstränge. Die Story: Durch einen Autounfall wird das Leben von vier Menschen schlagartig verändert.

Die blonde Köchin Cecilie und der bärtige Student Joachim sind ein schönes Paar, dem eine glückliche gemeinsame Zukunft winkt. Doch die Unachtsamkeit eines kurzen Moments, kaum länger als ein Wimpernschlag, zerstört unbarmherzig alle Träume, Pläne und Hoffnungen: Beim Aussteigen aus dem Auto, in dem Cecilie weiterfahren will, wird Joachim von einem anderen Wagen erfasst und zu Boden gerissen. Zwar überlebt der mit einem starken Körper ausgestattete Student. Doch vom Hals abwärts wird dieser Körper von Joachim nie mehr aus eigener Kraft zu bewegen sein.

Das ist die schreckliche Diagnose, mit der er sich ebenso wie die junge Frau, die ihn in Kürze heiraten wollte, abfinden müssen. Doch es ist auch der Befund, der schicksalhaft in das Leben von Marie, die am Steuer des Unglücksautos saß, und ihres Ehemanns Niels eingreift. Welche Folgen das hat, wie die vier Menschen mit der Situation und miteinander umgehen, das zeigt das dänische Kinodrama "Open Hearts", das ab dem 9. Januar zu sehen und erster Höhepunkt des Filmjahrs 2003 ist.

Kassenrekorde gebrochen

In Dänemark selbst hat der von Susanne Bier inszenierte Streifen bereits Kassenrekorde gebrochen und wurde als Beitrag unseres nördlichen Nachbarn für den Oscar nominiert. Wer "Open Hearts" gesehen hat, wird nicht an den Chancen des knapp zweistündigen Films zweifeln, auch international Furore zu machen. Und wer ihn hier zu Lande sieht, wird oft dieselbe Frage stellen, die eine Fachzeitschrift mit einem Seufzer schon so formuliert hat: "Warum gibt es in Deutschland nicht so einfache und dennoch bewegende Filme wie 'Open Hearts'?" Zweifellos zählen die Regisseure, Autoren und Schauspieler aus dem kleinen Land seit einigen Jahren zu denjenigen, die dem europäischen Kino die stärksten Impulse geben.

"Open Hearts", nach den Regeln der dänischen Dogma-Gruppe gedreht, bestätigt diese von Filmen wie "Das Fest" und "Italienisch für Anfänger" begründete Hochachtung höchst eindrucksvoll. Noch lange dürfte jedem Betrachter die Figur jenes Joachim im Gedächtnis haften bleiben, dem bewusst wird, alles verloren zu haben und bis zum Ende seiner Tage nichts mehr ohne fremde Hilfe machen zu können. Regisseurin Bier hat dazu gesagt: "Die Fundamente, auf denen wir unsere Leben aufbauen, sind überaus zerbrechlich. Zerbrechlicher, als wir wahrhaben wollen."

Das erfährt auch die von der jungen Sonja Richter so intensiv und mit größter Hingabe gespielte Cecilie. Verzweifelt versucht sie, an einer Liebe festzuklammern, deren Fundament in einer einzigen tragischen Sekunde unrettbar zerstört wurde. Ihre sexuelle Beziehung mit dem Arzt Niels (Mads Mikkelsen), ausgerechnet Ehemann der von Paprika Steen ergreifend dargestellten Unfallfahrerin Marie, ist eine Art Flucht. Zu groß ist die Herausforderung des Schicksals, vor der Cecilie steht.

Das Wunder des Films "Open Hearts" ist die völlige Glaubwürdigkeit der vielfältigen Handlungsstränge und Personenkonstellationen. In der Tat: Warum werden solche Filme nicht auch in Deutschland gemacht?

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