International ausgezeichneter Film "Go" - Ein junger Außenseiter in Japan

Frankfurt/Main (rpo). Eines gleich vorweg: Viele Kinos gibt es nicht, die den international ausgezeichneten Film "Go" im Programm haben. Dabei ist der Streifen um einen Außenseiter in Japan witzig, spannend und überaus gelungen.

Der junge Sugihara muss gleich an mehreren Fronten kämpfen: gegen seinen Vater, seine Mitschüler, seinen Lehrer und - wenn auch auf andere Art - mit seiner Freundin. Denn Sugihara ist ein Zanichi, ein Koreaner, der in Japan aufwächst. Und dort gibt es für Nichtjapaner sicher überraschend einen teilweise brutalen Rassismus. Genau das aber macht "Go" zu einem Film, der auch für Deutschland, für Europa überaus aktuell ist. Dass er zudem in jeder Beziehung gut gemachte Unterhaltung bietet, rasant, sensibel, spannend, auch witzig, ein bisschen Bruce Lee, ein bisschen "Romeo und Julia", dafür zeugen zahlreiche internationale Auszeichnungen.

Mit atemberaubenden, hektischen Schnitten, lauter Technomusik, schrägen Kameraperspektiven und dem Wechsel von Zeitraffer und Zeitlupe beginnt Yukisada Isao seinen Film: Nach einer Mutprobe in der U-Bahn flüchtet Sugihara mit zwei Freunden vor der Polizei. Es gibt Schlägereien mit seinen nordkoreanischen Mitschülern, dann mit denen von der japanischen Highschool, auf die Sugihara gewechselt ist, um bessere Zukunftsaussichten zu haben, um seine koreanische Herkunft hinter sich zu lassen.

Denn diese macht ihn zum Außenseiter. Rund 600.000 Koreaner leben oft schon in der fünften Generation in Japan, Nachkommen von Zwangsarbeitern aus der japanischen Kolonialzeit. Erst 1991 wurde ihr Status durch ein neues Nationalitätengesetz verbessert. Nicht nur zwischen japanischer und koreanischer Kultur hin- und hergerissen, ist die koreanische Gemeinde auch noch gespalten in Anhänger des kommunistischen Nordens und kapitalistisch orientierte Südkoreaner. Diese Hintergründe zu kennen, erleichtert das Verstehen des Films, der in Deutschland nur mit einer untertitelten Fassung läuft.

Verwirrende Erzählstruktur

Der Film behält zwar die bisweilen verwirrende Erzählstruktur mit zahlreichen Rückblenden bei, beruhigt sich nach dem rasanten Auftakt aber und erzählt die zwei klassischen Geschichten: die von dem jungen Mann, der in einer feindlichen Umwelt seinen eigenen Weg sucht, und die von den zwei Liebenden, die zueinander nicht finden können, weil die Wasser zwischen ihnen zu tief sind.

Zurückhaltend, aber eindringlich spielt Japans Teenie-Idol Kubozuka Yosuke - sein sehnsüchtig-trotziger Blick erinnert an Rebell James Dean - spielt die Rolle Sugiharas. Dessen Weg der Selbstbefreiung ist gewaltsam, brutal. Blut fließt reichlich, auch in der Auseinandersetzung Sugiharas mit seinem Vater, einem ehemaligen Profiboxer, der vor faulen Tricks nicht zurückschreckt.

Doch sind die Gewaltszenen kein Selbstzweck, sondern illustrieren eine gewaltbereite Gesellschaft, die weder ihre (väterliche) Liebe anders zeigen kann noch Konflikte anders zu lösen weiß. Rassismus ist davon nur eine Folge. An der Liebe der Japanerin Sakurai (Kou Shibasaki) zu Sugihara schließlich zeigt sich, wie subtil Rassismus wirken kann, wie tiefsitzende Vorurteile und Ängste noch die beste Absicht und die innigste Liebe beeinflussen. Aber es sei verraten: Die Wasser zwischen den beiden sind dann doch nicht so tief. "Go" kommt ab 9. Januar in wenige deutsche Kinos.

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