Sams "Sams in Gefahr" - Der rüsselnasige Kobold treibt wieder Schabernack

Frankfurt/Main (rpo). So leicht lassen sich die familiären Gene nicht unterdrücken, und deshalb ist der elfjährige Martin, Sohn von Herr Taschenbier, leider genauso schüchtern wie einst der Papa. Da erinnert sich Taschenbier an jenes seltsame Wesen, das ihm einst zu mehr Lebensmut verholfen hat, und ruft mittels spezieller "Sams-Rückholtropfen" das rüsselnasige, rothaarige, schüttelreimende Riesenbaby wieder zu Hilfe.

Die zweite Verfilmung der Sams-Abenteuer, "Sams in Gefahr", die am 11. Dezember anläuft, basiert auf dem fünften Sams-Roman des Kinderbuchautors und Illustrators Paul Maar, der auch diesmal wieder das Drehbuch geschrieben hat. Fans werden sich vielleicht darüber ärgern, dass er die Vorlage um etliche Figuren - und damit um potenzielle Sams-Mitwisser - erweitert hat.

Wo es im ersten Sams-Film "Das Sams" im Jahre 2001 noch darum ging, den aufmüpfigen Kobold und seine Wunsch-Sommersprossen möglichst geheim zu halten, so geht das Sams inzwischen wie selbstverständlich ein und aus in Taschenbiers Haus und spaziert mit Martin übers Bamberger Kopfsteinpflaster. Nur zu gerne treibt das anarchische Sams dabei seinen Schabernack mit Martins Erzfeind, dem fiesen Turnlehrer Daume.

Der jedoch ist nicht auf den Kopf gefallen, kidnappt kurzerhand das Sams, wünscht sich die Gunst der hochnäsigen Mathematiklehrerin, eine Villa, einen Haufen Geld, wirft sich zum Despoten von Martins Schule auf - und will, last not least, zum Vorsitzenden des örtlichen Rollschuhvereins gewählt werden.

Wäre das Sams Realität, so dürfte nur ein ausgebuffter Winkeladvokat mit ihm Umgang haben: "Du musst genauer wünschen!", zetert das Sams ein ums andere Mal, wenn sich "ein Haufen Geld" als Münzenberg à la Dagobert Duck entpuppt, Ziegen in Daumes Wohnung kötteln, Schweine durch die Schule traben und ein vermeintlich flotter Sportwagen sich peinlich keuchend sich durch die Straßen schleppt.

Dass die Wunschpunkte endlich sind, sorgt für weitere Unwägbarkeiten, denen der Zuschauer aber nicht recht folgen kann: Die kreative Wunschpunkte-Buchhaltung des Sams' ist für Erwachsene so wenig nachvollziehbar wie für Kinder und verursacht schließlich eine sich immer willkürlicher verzwirbelnde Handlung.

Rosemarie Fendel als schwerhörige Mutter

Auch Martins Anliegen, der lernen muss, sich von seinem überfürsorglichen Vater abzunabeln, kommen zu kurz angesichts der Übermacht exzentrischer Erwachsener. Was jedoch ein großes Pläsier bereitet, weil diese einmal mehr von der Crème deutsche Mimen dargestellt werden: Neben dem gewohnt heinzrühmannesken Ulrich Noethen tritt zum Beispiel als Running Gag auch die wunderbare Rosemarie Fendel in der Rolle von Daumes schwerhöriger Mutter auf.

Mit der strategischen Metamorphose des Sams' in die Gestalt einer resoluten Lehrerin entdeckt man sogar die Sams-Darstellerin ChrisTine Urspruch, die sonst hinter Rüsselnase und blau-gelbem Ganzkörperkostüm mit integriertem Trommelbauch versteckt ist.

Nur Dominique Horowitz als martialischer Schleifer Daume, der sowohl Martin wie dessen Vater triezt, übertreibt es ein wenig mit Daumes unverhohlen sadistischer Ader.

Gedreht wurde wieder in Paul Maars Wohnort, der Bamberger Altstadt und zusätzlich auch in Prag, und die pittoreske altfränkische Kulisse machen ebenso wie das gelegentlich kitschig-bizarre Retro-Interieur, wie etwa in Anton Mons Hundesalon, einen Großteil der Attraktivität dieser Kinderkomödie aus. Und was manchmal so übertrieben heimelig aussieht, als gäb's keine Bosheit auf der Welt, wird durch manche schön ausgedachten, beiläufig absurden Ausrutscher wie etwa Rosemarie Fendels Sänftenausflug in die Fachwerkidylle augenzwinkernd aufgepeppt.

Trotz mancher Story-Schwächen wird deshalb auch das neue Abenteuer des frisch-fromm-fröhlichen Sams-Charakters dank seiner namhaften Darsteller und ungewöhnlich liebevollen Ausstattung verdientermaßen die Kinokassen klingeln lassen.

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