Ein heiterer Film über eine Krebserkrankung

"Heute bin ich blond" gelingt das scheinbar Unmögliche: witzig zu sein und dabei ans Herz zu fassen.

Dem Tod geweihte Krebspatienten begegnen ihrem ausweglosen Schicksal in Filmen und Literatur häufig mit selbstzerstörerischer Wut. So wie Jessica Schwarz in "Heiter bis wolkig", die mit gnadenloser Rücksichtslosigkeit ihrer Umwelt gegenüber auftritt. "Heute bin ich blond" erzählt von einer anderen Herangehensweise: Die 21-jährige Sophie reagiert mit unerschrockener Lebenslust auf die vernichtende Diagnose – und gewinnt.

Ausgelassen feiern zwei junge Frauen in Antwerpen Silvester, sie trinken, schmeißen sich an die Männer heran. Sie haben ihr ganzes Leben vor sich. Gemeinsam planen sie eine WG in Hamburg. Sophie (Lisa Tomaschewsky) will ihr Studium beginnen. Doch am Neujahrsmorgen wacht sie nicht nur mit einem schweren Kater auf, sondern auch mit einem seltsamen Husten und einem ebensolchen Schmerz im Oberkörper. Zurück in Hamburg beginnt eine Odyssee von Arzt zu Arzt – die Diagnose: Krebs.

Der vielseitige deutsche Regisseur Marc Rothemund hat sich an den gleichnamigen autobiografischen Roman der Niederländerin Sophie van der Stap gewagt und trifft den Ton der Buchvorlage. Fast unerschrocken und voller Lebensfreude trotzt die junge Frau der Krankheit, hört nicht auf, in derben Sprüchen über Sex und ihren körperlichen Verfall zu sprechen, sich in Discos sinnlos zu betrinken und sich in Flirts zu stürzen. Vor allem aber will Sophie nicht hinnehmen, mit einer Nullachtfünfzehn-Perücke wie eine Playmobil-Figur auszusehen. Nach und nach legt sie sich immer mehr Perücken zu, die sie jeweils zu einer anderen Frau machen. Sie spielt mit den verschiedenen Charakteren und entdeckt zugleich die verschiedenen Seiten an sich.

So gerät der Kampf gegen den Krebs auch zu einem unterhaltsamen Selbstfindungstrip. Der Film ist eine Ode an das Leben, klug, witzig, und anrührend.

(dpa)
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