Kolumne „Total Digital“ Wir deutschen Dialog-Verweigerer

Düsseldorf · Google und Uber wollen in Deutschland investieren. Das Verhalten von Düsseldorfer Taxi-Fahrern und Kreuzberger Anwohnern ist allerdings alarmierend.

Das hat man selbst in München und Berlin noch nicht gesehen: Der Neustart des Fahrdienstvermittlers Uber wird in Düsseldorf von heftigen Protesten der Taxifahrer begleitet. Dutzende Taxen treffen sich nicht nur spontan zu Demo-Fahrten und blockieren den Berufsverkehr, einige Fahrer setzen das Image der Düsseldorfer Taxi-Branche aufs Spiel, indem sie den Uber-Chauffeuren nachstellen und sogar deren Kunden unter Druck setzen. In einem Fall soll ein Taxi-Fahrer sogar seine Waffe gezeigt haben. Wo soll das nur hinführen? Vor einiger Zeit habe ich habe in Johannesburg einen aufgelösten Uber-Chauffeur erlebt. Das Auto seines Kollegen war am gleichen Tag von anderen Taxifahrern abgefackelt worden. 

In Berlin hat ein ähnlicher Streit vor ein paar Tagen seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden. Google plante, für zig Millionen ein Start-up-Zentrum in einem ehemaligen Umspannwerk in Berlin-Kreuzberg zu eröffnen. Heftige Kritik gab es aus der Nachbarschaft. Es herrscht die Angst vor einer Turbo-Gentrifizierung wie sie San Francisco erlebt. Ausgerechnet diejenigen, die für Integration und für ein Miteinander stehen, blockierten. Google begräbt jetzt seine Pläne und errichtet stattdessen ein Zentrum für soziales Engagement. Für fünf Jahre werden die Kosten für eine Online-Spendenplattform und eine Sozialgenossenschaft übernommen. Einige sprechen vom „stilvollsten Mittelfinger ever“, den Google Kreuzberg zeigt. Was werden Google, Uber und Co. wohl künftig entscheiden, wenn es um Investitionen in Deutschland geht?

Viele haben Angst, dass Deutschland sich bei der Digitalisierung abhängen lässt. Die Gesellschaft muss sich überlegen, ob Blockade der richtig Weg ist. Ohne Zweifel ergeben sich neue Probleme, aber auch neue Möglichkeiten. Selber mitgestalten können wir nur, wenn wir den Dialog suchen.

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