Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
EILMELDUNG
Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben

Iran Die #poorkidsoftehran legen sich im Netz mit der Elite an

Teheran · Unter dem Hashtag #richkidsoftehran haben junge Iraner bei Instagram wochenlang mit ihrem Luxus-Leben angegeben. Eine Gegenbewegung will nun zeigen, dass das Leben vieler Iraner ganz anders aussieht. Statt mit protzigen Autos herumzufahren, leben sie im Elend und schlafen teils auf der Straße. Im Netz gibt es dafür viel Lob.

#poorkidsoftehran vs. #richkidsoftehran: Leben im Elend statt Luxus
Infos

#poorkidsoftehran vs. #richkidsoftehran: Leben im Elend statt Luxus

Infos
Foto: Screenshot Instagram

Schon seit geraumer Zeit geben Jugendliche im Foto-Netzwerk Instagram unter dem Hashtag #richkidsofinstagram mit ihren Luxus-Exzessen an. Ein beliebter Tumblr-Account sammelt die Bilder. Partys, schicke Autos, teure Kleider und Uhren — all das ist dort zu finden. Diese skurrile Bewegung dürften sich die (unbekannten) Urheber der Seite zum Vorbild genommen haben, die zuletzt im Iran für Unruhe sorgte.

#richkidsoftehran heißt der Account, der im September auf Instagram eingerichtet wurde und in kürzester Zeit mehr als 100.000 Follower erhalten hat. Ähnlich wie beim amerikanischen Vorbild wurden hier jede Menge Bilder vom ausschweifenden Luxus-Leben von Iranern gepostet. Dicke Uhren am Handgelenk, superteure Sportwagen und auch Bilder von Mädchen im Bikini und ausschweifenden Alkoholgelagen etwa an Pools.

Dabei gelten im Iran strenge Regeln gerade in Bezug auf Kleidung und Alkohol, weshalb der Account der Regierung in Teheran schnell ein Dorn im Auge war. Nachdem auch im Iran über die Seite berichtet wurde, wurde der Account im Land blockiert. Und die Macher der Seite selbst gaben klein bei, löschten fast alle Fotos — lediglich drei sind dort noch zu finden — und begründeten dies mit der negativen Berichterstattung.

So machen die Rich Kids of Instagram Urlaub
Infos

So machen die Rich Kids of Instagram Urlaub

Infos
Foto: Instagram

"Respekt" vor Regeln der Regierung

Man habe mit der Seite Vorurteile ausräumen wollen ("die Leute nutzen keine Kamele"), aber ohne jede schlechte Absicht. "Das einzige, was wir getan haben, ist, Bilder auf Instagram zu posten", schrieben die Urheber der Seite vor zwei Tagen. Und sie betonen auch, dass die Alkohol- und Bikini-Fotos auf der Seite von Teheranern stammen, die nicht im Iran leben. Keines dieser Bilder sei dort hochgeladen worden. Man respektiere die Regeln der Regierung.

Doch die Seite sorgte nicht vor allem aufgrund der Bilder für Aufregung, die gegen die moralischen Wertvorstellungen im Iran verstoßen, sondern auch deshalb, weil der Luxus einiger Iraner derart zur Schau gestellt wird. Denn für die meisten Iraner ist solch ein Leben fernab jeder Realität. Im Gegenteil: Sie kämpfen angesichts der schlechten Wirtschaftslage und der stark angestiegenen Preise mitunter ums nackte Überleben. Und so will nun eine Gegenseite auf Instagram zeigen, wie das wirklich wahre Leben der Iraner aussieht.

Reiche Katzen aus dem Internet
16 Bilder

Reiche Katzen aus dem Internet

16 Bilder

Straßenkinder und zu verkaufende Nieren

#poorkidsoftehran wurde als Reaktion auf die Seite der reichen Iraner gegründet. Bislang zwar mit wesentlich weniger Followern, aber mit deutlicher Resonanz in den sozialen Netzwerken werden dort etwa Bilder von bettelnden Kindern in den Straßen von Teheran gepostet. Ein anderes Bild zeigt eine Zeitungsanzeige, auf der stehen soll: Niere zu verkaufen. Andere User wiederum ziehen einen direkten Vergleich zur Original-Seite. So postete etwa ein User ein Bild, das ihn in einem günstigen Auto mit einer billigen Uhr am Armgelenk zeigt, während er direkt daneben das Originalbild mit Sportwagen und Luxus-Uhr abbildet.

Im Netz jedenfalls macht die Seite bereits Furore. "Ich habe so viel Respekt für die Person, die diese Seite eingerichtet hat", schreibt etwa ein User unter eines der geposteten Bilder. "Ich liebe diese Seite. Haltet sie am Leben", schreibt ein anderer. "Ihr habt einen guten Job gemacht, Jungs", heißt es wiederum in einem weiteren Kommentar.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort