Amazon, SoBooks & Co. Wie das digitale Lesen neu erfunden wird

Düsseldorf · Große und kleine Anbieter machen mit Bücher-Flatrates und einem sozialen Lese-Netzwerk rund um die 66. Frankfurter Buchmesse auf sich aufmerksam - die Revolution kommt in einer Fußnote daher: Die Art wie Leser digitale Bücher beziehen, soll sich drastisch ändern.

 Digitales Lesen gehört ohne Frage die Zukunft. Aber wie besorgen sich die Leser die Bücher? Setzen Sie auf eine Flatrate, oder kaufen sie weiterhin Bücher?

Digitales Lesen gehört ohne Frage die Zukunft. Aber wie besorgen sich die Leser die Bücher? Setzen Sie auf eine Flatrate, oder kaufen sie weiterhin Bücher?

Foto: dpa

Bescheidenheit klingt anders. Ex-Werber, Internet-Erklärer und Autor Sascha Lobo verspricht in Interviews: "Wir setzen den neuen Standard für das Lesen im Internet”. Am Freitag (10.10.) startet auf der Buchmesse die öffentliche Version von seinem Unternehmen SoBooks.de. Ein soziales Netzwerk für Bücher. Lobo ist bisher der Umgang mit elektronischen Büchern zu kompliziert: Zunächst die Empfehlung in einem sozialen Netzwerk, dann der Kauf in einem Shop, das Laden auf ein Lesegerät und anschließend eine mangelhafte Rückanbindung an das Netz.

Bei SoBooks.de spielt sich das Lesen komplett im Browser ab. Wer mehr als die kostenlose Leseprobe konsumieren möchte, klickt auf "Kaufen". Zitate können markiert und im Freundeskreis diskutiert werden. Eine einfache Oberfläche und die soziale Komponente sollen SoBooks.de zum Erfolg machen. Nach eigenen Angaben konnte der neue Anbieter zunächst Verträge mit Random House und Ullstein abschließen. Weitere Verlage, wie Bastei Lübbe oder Hanser, folgten. Zum Start soll eine sechsstellige Anzahl an Büchern angeboten werden.

Amazon zerstört das eigene Geschäftsmodel

Rund um die Buchmesse wird experimentiert. Der "Psychothriller Club" bietet ein Streaming-Modell, bei dem man eBooks kapitelweise bezahlt. Ob das dem zukünftigen digitalen Leseverhalten entspricht?

Auch Online-Händler Amazon glaubt an den Wandel des digitalen Lesens, setzt aber auf ein anderes Konzept, das sogar das eigene Geschäftsmodel des Einzelverkaufs untergräbt. Zum Start der Buchmesse hat Amazon seine Flatrate für elektronische Bücher nach Deutschland gebracht. Gegen eine monatliche Gebühr gibt es einen unbegrenzten Zugang zu 650.000 Büchern. Allerdings sind nur 40.000 Bücher in Deutsch verfasst. Die Flatrate unter dem Namen "Kindle Unlimited” kostet 9,99 Euro.

E-Book-Trends zur Buchmesse
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Schon länger bietet Skoobe.de eine Flatrate für E-Books in Deutschland an. Hier stehen den Flatrate-Kunden zum gleichen Preis bereits 75.000 digitale Bücher (50.000 deutsche eBooks) zur Verfügung. Im Vorfeld der Buchmesse hat Skoobe seine Kunden befragt, wie eine Flatrate ihr Leseverhalten bereits verändert hat. Zwei von drei Kunden geben an, insgesamt mehr Zeit mit Büchern zu verbringen. Die Bedeutung des Bestseller-Buches nimmt unter den Flatrate-Konsumenten ab, aber auch die Einstellung zum physischen Besitz verändert sich: Vor allem Lieblingsbücher und Kochbücher bekommen einen Ehrenplatz zuhause auf dem Buchregal.

Flatrates gibt es sogar kostenlos

Das Düsseldorfer Startup Readfy möchte noch einen Schritt weiter gehen: Die E-Book-Flatrate wird sogar kostenlos angeboten. Dafür bekommen Leser Werbebanner angezeigt. Die App gibt es für das iPhone, iPad sowie für Android-Geräte und bietet zum Start 20.000 Werke an.

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Hardcore-Bücherfans werden in den neuen vielfältigen Katalogen fündig, der gewöhnliche Leser -mit Blick auf die neuen Top-Erscheinungen und Hitlisten- wird den bevorzugten Titel mit großer Wahrscheinlichkeit nicht finden. Selbst bei Amazon sind es bisher nur wenige deutsche Verlage, die mitmachen - wenn mit älteren Titeln. Deutschlands Verlage tasten sich an das neue Feld nur zögerlich heran. Bisher weiß niemand, ob sich beim Abo von digitalen Büchern wirklich etwas verdienen lässt.

Auch Büchereien mischen stärker im Digitalen mit

Während die Anbieter ihre Flatrates als Neuheit verkaufen, bewertet Buchmessen-Direktor Juergen Boos diesen Trend knapp als uralte Idee: "Jede Stadtbibliothek bietet eine Flatrate."

Auch für die Bibliotheken ist das E-Book ein wichtiges Thema. Derzeit sei nur etwa die Hälfte der aktuellen Bestseller elektronisch verfügbar, sagte der Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbands, Frank Simon-Ritz, auf der Buchmesse. Einige Verlage verweigerten den Bibliotheken die dafür nötigen Lizenzen. Die Zahl der öffentlichen E-Book-Ausleihen hat sich dem Verband zufolge von 2012 auf 2013 auf über sieben Millionen mehr als verdoppelt.

Das Angebot kann in den elektronischen Versionen der Stadtbüchereien durchaus attraktiver als bei den Flatrates sein, allerdings kann dem Nutzer ein Problem der analogen Lese-Welt begenen: "Dieses Werk ist derzeit verliehen.”

(dafi)
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