Frankfurt Werbe-Attacke: "Hier werden Sie eiskalt abserviert"

Frankfurt · Wie eine Sparkasse in Brandenburg aus dem Aus der örtlichen Deutsche-Bank-Filiale Kapital zu schlagen versucht.

Sticheleien hat es in der Geldwirtschaft immer schon gegeben, vor allem zwischen den Sparkassen und der Commerzbank. Da ließ die Commerzbank in Spots wissen, sie schließe keine Filialen, und es war deutlich: anders als die Sparkassen. Kein Wunder, dass die Sparkassen konterten und einen Mitarbeiter "Lohmann" der erfundenen "08/15 Bank" durch Frankfurt traben ließen. Wenn er gefragt wurde, was denn Banken mit dem Geld der Kunden machten, antwortete der: "Na was wohl? Den höchsten Turm bauen." Dazu schwenkte die Kamera aufs Hochhaus der Commerzbank.

Aber der Kampf um den Kunden in der Kreditwirtschaft wird mit zunehmend härteren Bandagen geführt. Und was die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin in Wittstock inszeniert hat, ist für viele deutlich mehr als Stichelei. In der brandenburgischen Stadt wird die Filiale der Deutschen Bank geschlossen. Die örtliche Sparkasse ließ einen Anhänger vor das Gebäude schleppen, darauf ein großes Plakat mit dem Bild eines Mannes drauf - die Augen zu, der Bart vereist, dazu der Text: "Hier werden Sie bald eiskalt abserviert." Weiter unten der Hinweis: "Wechseln Sie lieber zur Sparkasse. Wir bereiten Ihnen einen warmen Empfang." Als Schlusspunkt das rote Sparkassenzeichen.

Die Aktion war nicht angemeldet. "Wir hätten es wohl auch nicht genehmigt bekommen", sagt der Sprecher der Sparkasse. Als aus dem Ordnungsamt bekannt wurde, man werde gegen die nicht genehmigte Inanspruchnahme öffentlichen Parkraums vorgehen, wurde der Hänger nach eineinhalb Tagen weggeschleppt. Kann sein, dass noch ein Strafgeld kommt. Aber selbst wenn - man kann sich vorstellen, dass der Werbeeffekt höher einzuschätzen ist als die mögliche Strafzahlung. Erste Kunden, die früher bei der Deutschen Bank gewesen seien, seien schon zur Sparkasse gekommen, heißt es. Es gibt ja auch nicht viel andere Auswahl am Ort.

Die Aktion der Ost-Prignitzer ist juristisch vermutlich unsauber. Peter Breun-Goerke von der Wettbewerbszentrale in Bad Homburg fällt bei dem Slogan Paragraf 4 Nummer 1 des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb ein. Da gehe es um "Mitbewerberschutz". Danach seien pauschale Herabsetzung oder Verunglimpfung verboten. "Aus meiner Sicht würde ich es bejahen, dass hier eine Grenze überschritten ist", sagte er zu der Ost-Prignitzer Aktion. Es ist noch offen, ob die Brandenburger vor dem Zentralen Wettbewerbsausschuss der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) landen. Zwar hat der Wettbewerbsausschuss "keine Regeln aufgestellt, wie weit vergleichende Werbung gehen darf", sagte eine DK-Sprecherin. Aber es gehöre zu seinen Aufgaben "wettbewerbsrechtliche Fragen, die ihm von den Spitzenverbänden der Kreditwirtschaft vorgelegt werden", zu beurteilen.

(RP)
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