Bestattungsmesse Befa in Düsseldorf Wenn aus Mutters Asche ein Edelstein wird

Düsseldorf · Auf der Bestattungsmesse Befa in Düsseldorf präsentieren Aussteller die Trends der Branche. Einer davon: Trauerschmuck aus dem Körper der Verstorbenen.

Trends der Bestattungsmesse Befa 2018
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Die Trends der Bestattungsmesse Befa 2018

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Foto: Pawlitzki

Dunkle Farben, getragene Mienen? Keineswegs. Große Aufsteller in den beiden Hallen der Bestattungsmesse Befa zeigen Fotos von Menschen mit "Trauertattoos" - Erinnerungen an geliebte Menschen auf der Haut. Urnen gibt es mittlerweile in allen Farben des Regenbogens, mit Glitzer oder in Fußballform. Eine Harley Davidson mit einem sarggroßen Beiwagen steht bereit - für Motorradbestattungen.

"Freigeister hat es immer schon gegeben"

Hinten in der zweiten Messehalle fotografiert Bestatterin Ruth Fischer ihre Begleiterin Daniela Schwenk neben einem Skelett in Fußball-Fankluft. Den Stand zum Thema Trauerkultur unter Fußballfans hat ein Verein für Bestattungskultur ausgerichtet. "Ist mal ein anderer Umgang mit dem Thema", sagt sie.

Schwenk ist Chefin eines Steinmetz-Betriebs, beide kommen aus der Nähe von Koblenz. "Freigeister unter den Trauernden hat es immer schon gegeben", sagt sie. "Aber mittlerweile trauen sich die Menschen mehr." Es gebe allerdings weiterhin manche, die Angst hätten, etwas falsch zu machen, ergänzt Fischer. "Besonders bei uns auf dem Land." Grundsätzlich begrüßen beide aber den Trend zu mehr Individualität.

Konventionen spielen immer weniger eine Rolle

Diesem Trend begegnet man überall auf der Messe. Am Stand der Deutschen Seebestattungs-Genossenschaft gibt es Urnen zum Selbstbemalen. Vergängliche Kunst: Im Wasser lösen sich die Urnen schnell auf. Dass die künstlerische Gestaltung nicht perfekt werden müsse, sei dabei selbstverständlich, sagt Helga Herzle von der Genossenschaft. Seebestattungen seien schon immer ein Ort besonderer Freiheit gewesen, wirbt sie, und erzählt die Geschichte einer Witwe, die einen Boogie Woogie spielen ließ, während sie ihren Mann den Wellen übergab. Dazu hätten sie beide immer getanzt, vertraute sie dem Kapitän an. "Dann tanzen sie doch jetzt noch einmal mit ihm", sagte der Kapitän - und die Witwe tat es. "Trauen Sie sich das mal auf dem Friedhof", sagt Herzle.

Konventionen spielen immer weniger eine Rolle auf der Befa - Trauernde wollen ihrem Herzen folgen. So wie Rolf Neuffer. Als sein damals 35-jähriger Sohn vor dreieinhalb Jahren starb, war es ihm ein Greuel, ihn "in so eine Holzkiste zu packen", wie er sagt. Daraufhin entwarf der Treppenbauer einen Sarg in Herzform. "Last Heart" besteht aus hellem Ahorn, klar lackiert oder in knalligem Rot. Die Farbe der Stirnseite kann frei gewählt werden. "Ich wollte einfach, dass etwas Positives aus meinem Schmerz entsteht", sagt der Mann aus dem Allgäu.

Trauerschmuck aus dem Körper des Verstorbenen

Immer mehr Angebote gehen auf den Wunsch der Menschen ein, ein Erinnerungsstück an Verstorbene zu bewahren. Trauerschmuck ist im Trend: Die Firma Nano Solutions beispielsweise prägt mit Laser den Fingerabdruck eines geliebten Menschen auf Kettenanhänger oder Ringe aus Edelstahl. Den Fingerabdruck nimmt der Bestatter, besser funktioniert das Verfahren aber, wenn man selbst vor seinem Tod einen einsendet. "Das gibt die schöneren Abdrücke", sagt Eva Deppe, die Nano Solutions mit ihrem Vater und Bruder betreibt. Es handele sich um ganz normalen Schmuck, den man jeden Tag tragen könne, betont sie. "Es muss keiner wissen, dass es sich um Trauerschmuck handelt."

Gleiches gilt für die Produktreihe Nano Secret, bei der Bestatter wenige Gramm physische Materie in eine kleine Kapsel geben, die dann in einem Schmuckstück um den Hals getragen wird. Das können laut Deppe Haare des Verstorbenen sein, ein Stück vom Trauergewand oder Blumen von der Trauerfeier.

Asche eines Verstorbenen zu entnehmen, ist in Nordrhein-Westfalen nicht erlaubt. Dazu müsste sie in die Niederlande überführt werden - oder nach Österreich. Dort sitzt die Firma Mevisto, die aus Haaren oder Asche einen Edelstein schmilzt. Zu haben sind die Steine als blauer Saphir, roter Rubin oder naturfarben - je nachdem, welches Edelmetall beigefügt wird. "Wie hell oder dunkel der Stein wird, ist aber jedes Mal anders", sagt Nikolaus Fraueneder, Vertriebsmitarbeiter bei Mevisto. "Warum das so ist, weiß keiner." Preislich liegen die Edelsteine bei 1960 Euro für einen Halbkaräter - der Fingerabdruckschmuck von Nano beginnt bei einem Zehntel dieses Preises.

Auch Bestattungen kann man nachhaltig gestalten

Weiterer Trend der Befa: Särge und Urnen aus Naturmaterialien. Die Firma Boskamp aus Viersen präsentiert "Green Coffins" aus Korbgeflecht. Optisch von einem Wintergartensessel kaum zu unterscheiden, sind diese Särge meist aus Abfallprodukten von Obstplantagen gefertigt. "Dafür muss kein Baum gefällt werden", sagt Geschäftsführer Mark Jacobs. Bei Krematorien seien die nachhaltigen Särge beliebt - sie verbrennen besonders schnell.

(hpaw)
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