Deutsche Auto-Riesen Wie Volkswagen Daimler abhängt

Stuttgart/Wolfsburg · VW meldet 22 Milliarden Euro Gewinn. Konzernchef Winterkorn verzichtet freiwillig auf Teile seines Gehalts, weil er zu erfolgreich ist. Daimler-Chef Zetsche ist dagegen geschwächt: Der Aufsichtsrat macht ihn zum Chef auf Abruf. Der Konzern hat Probleme mit dem wichtigen China-Geschäft.

 Der Chef im Ring: Martin Winterkorn.

Der Chef im Ring: Martin Winterkorn.

Foto: dpa, Daniel Reinhardt

Daimler-Chef Dieter Zetsche (59) und VW-Chef Martin Winterkorn (65) sind die Könige der deutschen Automobilwirtschaft. Zetsche verantwortet mit Mercedes seit sieben Jahren die wertvollste Marke der Branche, Winterkorn führt mit VW seit sechs Jahren den größten Autobauer Europas. Jetzt ist das Duell zwischen den beiden Rivalen entschieden. Der Gewinner heißt Winterkorn.

VW gab am Freitag den höchsten Gewinn bekannt, den ein deutsches Unternehmen jemals erwirtschaftet hat — 21,9 Milliarden Euro. Weil Winterkorns Gehalt an den Erfolg von VW gekoppelt ist, verzichtet er freiwillig auf 5,5 Millionen Euro. Ein so deutliches Zeichen von Stärke hat die Manager-Welt selten gesehen. Allerdings bekommt er für das Jahr 2012 immer noch 14,5 Millionen Euro bezahlt.

Daimler-Chef Zetsche erhielt am Vortag hingegen von seinem Aufsichtsrat eine Art Ohrfeige. Statt der erwarteten fünf verlängerte der Aufsichtsrat seinen Vertrag nur um drei Jahre. "Ein Vertrag wie eine Abmahnung", kommentierte "Spiegel-Online" die Entscheidung des Daimler-Aufsichtsrates, der offenbar kaum noch Geduld mit Zetsche hat. Zwar machte auch Daimler 2012 noch 6,5 Milliarden Euro Gewinn. Aber der Rückstand zu BMW und Audi wird größer.

Zusagen nicht eingehalten

Während die anderen beiden Premium-Marken ständig neue Verkaufsrekorde und viel höhere Gewinnmargen melden, fällt Zetsche bei den Aktionären vor allem mit einer Serie von Ankündigungen auf, die er nicht einhalten konnte. Mit dem Kurzzeit-Vertrag hat der Aufsichtsrat indirekt das Rennen um Zetsches Nachfolge eröffnet.

Der grotesk hohe Konzernüberschuss bei VW schnellte zwar nur deshalb um 40 Prozent in die Höhe, weil die Buchhalter Sondereffekte aus der Porsche-Übernahme verrechnet haben. Aber auch der Betriebsgewinn, also der Erfolg des Tagesgeschäftes, stieg bei VW im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 11,5 Milliarden Euro. Winterkorns Erfolg verblüfft umso mehr, als große Teile der Branche derzeit unter der Eurokrise und einer brutalen Rabatt-Schlacht leiden, mit der sie fast weltweit gegen den Kundenschwund ankämpfen müssen.

Daimler plagen Probleme in China

Der Vergleich des wenige Wochen alten Zahlenwerkes von Daimler mit den gestern vorgelegten VW-Zahlen zeigt: Daimler hat da seine größten Schwächen, wo VW seine Stärke ausspielt. In China, dem am schnellsten wachsenden Automobilmarkt der Erde, wo VW schon vor 25 Jahren als erster deutscher Autobauer im großen Stil investierte. Daimler hat sich in China in einer unklaren Vertriebsstruktur verheddert und leidet dort noch mehr als im Rest der Welt unter seinen relativ alten Modellen, zu hohen Kosten und zu kleinen Gewinnspannen.

VW-Chef Winterkorn spielt hingegen die Größenvorteile seines nunmehr zwölf Marken umfassenden Imperiums immer mehr aus. Er kann ganze Gruppen von Bauteilen zeitgleich bei Porsche, Audi, VW, Skoda, Seat und neuerdings auch bei den Lkw-Marken Scania und MAN einsetzen. Mit der Kunst, aus möglichst wenigen Bauteilen möglichst viele Modelle zu schaffen, hatte schon Ex-Porsche-Chef Wiedeking Porsche zum profitabelsten Autobauer der Welt gemacht.

Unter dem Gehaltsverzicht dürfte Winterkorn kaum leiden. Mit seinen 14,5 Millionen Euro Jahresgehalt ist der Ingenieur immer noch bestbezahlter Manager in Deutschland. Im Vorjahr hatte er mit einem Gehalt von über 17 Millionen Euro eine Debatte über Managergehälter ausgelöst. Diese lästige Erfahrung will VW sich künftig ersparen. Der Aufsichtsrat hat die Bezüge seiner Vorstände gestern auch für die Zukunft gedeckelt.

(RP/csi)
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