Mobilfunkunternehmen Vodafone verschärft Sparkurs — investiert aber mehr

Düsseldorf · Die operativen Kosten im nächsten Jahr sollen um rund 100 Millionen Euro sinken. Smartphones werden deutlich billiger verteilt.

Vodafone Deutschland erhöht in den nächsten zwei Jahren sein Investitionsbudget von aktuell 1,2 Milliarden Euro auf zwei Milliarden Euro im Jahr. Dies verkündete Jens Schulte-Bockum, der Vorsitzende der Geschäftsführung, am Dienstag anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen. Gleichzeitig möchte das Management aber die laufenden Kosten deutlich senken, um trotz sinkender Preise die Gewinne zu stabilisieren.

Im aktuellen Geschäftsjahr, das im April endet, seien rund 100 Millionen an laufenden Ausgaben gekürzt worden, berichtete Schulte-Bockum. Einen ähnlichen Betrag wolle er auch im nächsten Geschäftsjahr einsparen. Immerhin ging der Umsatz im ersten Halbjahr des Geschäftes um 5,5 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zurück, das operative Ergebnis (Ebitda) sackte sogar um 12,6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro ab. "Wir segeln in schwerer See", sagte Schulte-Bockum. "Jetzt sind wir klar zur Wende."

Dabei können sich die Kunden auf ein attraktiveres Angebot freuen. Vodafone erhöht in den nächsten Monaten das Budget zum Anwerben von Kunden um rund 200 Millionen Euro. Das Geld wird vorrangig genutzt, um bei Vertragsabschlüssen Smartphones stärker zu bezuschussen. Damit soll insbesondere der Erfolg der Telekom bei Vertragsabschlüssen gekontert werden: Die Bonner gewannen im abgelaufenen Quartal fast 170 000 feste, eigene Kunden hinzu, wogegen Vodafone nur 70.000 Abschlüsse schaffte.

Noch wichtiger sind aber die Investitionen in das Netz, um mit der Telekom mitzuhalten. Der neue Technikchef Eric Kuisch will bis Mai dafür sorgen, dass höchstens jedes 200. Telefonat im Gespräch abbricht — aktuell ist es rund jedes 100. Telefonat. Entlang praktisch aller Autobahnen will Vodafone die neue Mobilfunktechnik LTE installieren, außerdem in 152 ICE-Bahnhöfen. Insgesamt will Vodafone mit dem LTE-Netz in zwei Jahren 93 Prozent der Bevölkerung versorgen. In fünf Großstädten will das Unternehmen sogar ein Übertragungstempo von 225 Megabit/Sekunde anbieten — das ist schneller als jeder Festnetzanschluss. Angesichts dieser Möglichkeiten im Mobilfunk lehnte Schulte-Bockum es auch scharf ab, dass die Politik über den Ausbau des DSL-Netzes auf dem Land mit Subventionen nachdenkt.

Gleichzeitig wird für Vodafone aber der Ausbau des Festnetzes immer wichtiger. Der künftige Ableger Kabel-Deutschland, den Vodafone für zehn Milliarden Euro gekauft hat, soll nächstes Jahr mit der Düsseldorfer Landesgesellschaft zusammengeführt werden. Auf Dauer hofft man, auch noch den Kölner Kabel-Anbieter UnityMedia schlucken zu können, um bundesweit bis zu 150 Megabit/Sekunde schnelle Anschlüsse anbieten zu können.

Sorge vor einer Übernahme der Vodafone-Gruppe durch den US-Konzern AT&T hat Schulte-Bockum eher weniger. "Wir sind Jäger, nicht Gejagte", meinte er. Gemeint ist, dass der Konzern sich europaweit und auch in Deutschland weitere Zukäufe gut vorstellen kann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort