Bonn Telekom legt bei Mobilfunk zu

Bonn · Der Konzerngewinn steigt deutlich. DSL-Tarife sollen klarer werden.

So schnell ändern sich die Zeiten: Vergangene Woche bezeichnete die Telekom es noch als "nicht nachvollziehbar", als ein Gericht ihr verbot, DSL-Verträge als "Flatrate" zu verkaufen, die in Wahrheit nur ein bestimmtes Volumen ohne Drosselung beinhalten. Gestern kündigte Konzernchef René Obermann bei der Vorlage der Neun-Monatszahlen veränderte Bezeichnungen für DSL-Tarife an. Das Urteil sei ein "guter Anstoß zu mehr Klarheit" gewesen, an dem sich die ganze Branche orientieren solle. "Wir sind lernfähig", meint Obermann. Es bleibe aber dabei, dass "echte Flat-rates" künftig etwas teurer sein würden als bisher.

Parelell zu dieser Preisanpassung will der Konzern stärker um Festnetzkunden kämpfen. Bereits 1,4 Millionen Verträge für superschnelles Internet habe die Telekom in Deutschland vermarktet, sagte Obermann (50), der im Januar den Konzern verlässt. Sein designierter Nachfolger, der gleichaltrige Finanzvorstand Tim Höttges, will nun mehr Pakete von DSL, Mobilfunk und dem TV-Angebot "Entertain" mit seinen bereits 2,1 Millionen Kunden vermarkten. "Wir werden das Feld keinesfalls den Kabelnetzbetreibern überlassen", erklärte das Duo. Hauptgegner ist die Düsseldorfer Vodafone als künftiger Besitzer von Kabel-Deutschland, dem größten Kabel-TV-Anbieter Deutschlands. Bei der Attacke im Festnetz wollen die Bonner an ihre Erfolge im deutschen Mobilfunk und im sich erholenden USA-Geschäft anknüpfen.

Beim früheren Sorgenkind T-Mobile USA hat sich wegen attraktiverer Tarife die Kundenzahl um mehr als eine Million auf 45 Millionen erhöht. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet der USA-Ableger bei den Vertragskunden einen Zuwachs unter der eigenen Marke um 1,6 bis 1,8 Millionen. Und auch dank steigender Erlöse aus dem Amerika-Geschäft stieg der Nettogewinn der Telekom in den ersten neun Monaten auf knapp 1,7 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte es wegen Abschreibungen noch einen Verlust von sechs Milliarden Euro gegeben.

Die Zahl der Handykunden in Deutschland wuchs seit September 2012 um zwei Millionen auf knapp 38 Millionen. Der Unterschied zu Vodafone wird immer größer. Allein im dritten Quartal kamen 500 000 Vertragskunden dazu – die bringen mehr Einnahmen als die Laufkundschaft der Prepaid-Verträge. Dabei verteilt die Telekom aber auch viel Geld: 213 Euro gibt es im Schnitt als Zuschuss für ein neues Smartphone, wenn Kunden treu bleiben.

Auch wegen dieser Kosten sank die operative Gewinnmarge (Ebitda) in Deutschland von 41,7 auf 41 Prozent. Da ist es kein Wunder, dass der künftige Vorstandsvorsitzende Höttges noch stärker auf die Erträge schauen will. Es bleibe eines seiner wichtigsten Ziele, die Rendite auf das eingesetzte Kapital von 5,1 Prozent deutlich zu erhöhen, bekräftigte der Obermann-Nachfolger gestern. Quasi als Vorschusslorbeeren ist der Kurs der viele Jahre notleidenden T-Aktie seit einem Jahr um mehr als 40 Prozent gestiegen. Der Kurs von T-Mobile USA hat sich seit Mai beinahe verdoppelt.

(RP)
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