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Gabriel: Verheerende Informationspolitik Vattenfall nach AKW-Pannen weiter unter Druck

Berlin (RPO). Nach der Pannenserie in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel dem Energiekonzern Vattenfall eine verheerende Informationspolitik vorgeworfen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland erwägt zudem, Strafanzeige gegen Vattenfall zu stellen.

Atomkraftwerke in Deutschland
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Foto: AP

Der AKW-Betreiber Vattenfall Europe gerät weiter unter Druck. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) warf dem Energiekonzern am Mittwoch mangelnde Kooperation bei der Aufklärung der Störfälle vor und sprach von einem "Riesen-Imageschaden" für das Unternehmen. Der Umweltexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Josef Göppel (CSU), forderte personelle Konsequenzen bei dem Konzern. Zuvor hatte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Pannen verärgert gezeigt.

"Wenn Vattenfall eine direkte Befragung von Mitarbeitern durch die Atomaufsicht verhindern will, dann behindert das Unternehmen eine lückenlose Aufklärung", sagte Gabriel dem "Tagesspiegel" vom Mittwoch. "Das wäre nicht akzeptabel." Der Minister verwies auf ein Treffen vom Montag, bei dem der Konzern lediglich zur Klärung technischer Abläufe bei den Zwischenfällen beigetragen, aber keine Befragung der für den Reaktorbetrieb zuständigen Mitarbeiter des Kraftwerks Krümmel ermöglicht habe. "Das werden wir nicht hinnehmen. "

Die Art und Weise, "wie hier sozusagen scheibchenweise mit den Informationen rübergekommen wird, wie dann mit fadenscheinigen Argumenten gesagt wird, es sei nicht notwendig, mit den Verantwortlichen vor Ort zu reden", beschere dem Konzern einen "Riesen-Imageschaden", sagte Gabriel im BR. Vattenfall werbe ja gerade für Vertrauen in die Kernenergie - "da müssten die eigentlich die ersten sein, die sagen, wir legen alles auf den Tisch". Kommunikationsprobleme und technische Schwierigkeiten bei der Schnellabschaltung des AKW Krümmel Ende Juni müssten aufgeklärt werden, um dort Abhilfe schaffen und auch bei anderen Reaktoren Vorsorge treffen zu können, sagte der Minister.

Göppel brachte personelle Konsequenzen bei Vattenfall ins Gespräch. "Sollte sich herausstellen, dass die Mitarbeiter falsch gehandelt haben, muss die Führungsebene dafür Verantwortung übernehmen", sagte er der "Berliner Zeitung" vom Mittwoch. Auch Grünen-Politiker und Umweltschützer hatten bereits den Rücktritt des Geschäftsführers der Vattenfall-Atomenergiesparte, Bruno Thomauske, gefordert. BUND-Atomexperte Thorben Becker kündigte im RBB an, der Verband werde prüfen eine Strafanzeige zu stellen, wenn die Staatsanwaltschaft wegen der Pannen nicht von sich aus Ermittlungen aufnehme.

Bundeskanzlerin Merkel hatte am Dienstagabend den Umgang des Betreibers mit dem Störfall in Krümmel kritisiert. Sie verwies auf anspruchsvolle Vorschriften für die Energiewirtschaft und insbesondere für Atomkraftwerke. "Und mich ärgert es schon, das habe ich auch als Umweltministerin erfahren müssen, wenn solche Vorschriften im Alltag dann doch nicht so eingehalten werden", sagte Merkel auf RTL. "Das muss aufgeklärt werden, und zwar strictissimi." Andernfalls könne die Sicherheit der Atomkraftwerke im Alltag nicht sichergestellt werden.

Bei der Schnellabschaltung des AKW Krümmel nach einem Trafo-Brand war es am 28. Juni zu mehreren Pannen gekommen. Probleme beim Wiederanfahren des nach einem Kurzschluss ebenfalls vom Netz genommenen Meilers in Brunsbüttel hatte der Betreiber Vattenfall gleichfalls erst mit Verzögerung mitgeteilt. Seither wurden in beiden Kraftwerken weitere Mängel entdeckt.

(afp)
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