Auch deutscher Standort betroffen Pfizer streicht weltweit 6000 Stellen

New York/Frankfurt (RPO). Der US-Pharmariese Pfizer setzt nach der Milliardenübernahme des Rivalen Wyeth in seiner weltweiten Produktion den Rotstift an. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen im globalen Produktionsnetzwerk rund 6000 Stellen oder 18 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen werden, kündigte der Konzern am Dienstag in New York an.

Auch in Deutschland mit seinen beiden Werken in Freiburg und Illertissen bei Ulm mit zusammen rund 1550 Beschäftigten soll gekürzt werden. "Wir haben ein komplexes Netzwerk von Produktionsanlagen mit überschüssiger Komplexität, was nicht gut für die Kosten ist", sagte Pfizer-Produktionschef Nat Ricciardi.

Pfizer könne wettbewerbsfähiger sein, wenn das Netzwerk verschlankt und die Prozesse verbessert würden. Aktuell hat Pfizer in seinen weltweit 78 Produktionsstandorten rund 33.000 Beschäftigte.

Vor der Übernahme von Wyeth hatte der weltgrößte Arzneimittelhersteller 40 Produktionsstätten, durch den im Oktober abgeschlossenen Zukauf kamen mehr als drei Dutzend weitere hinzu. Die von den Streichungen betroffen Werke stellen Tabletten, injizierbare Präparate, Biotech-Arzneien und verschreibungsfreie Gesundheitsprodukte her.

Kostensenkungen um fünf Milliarden Dollar

Pfizer hatte bereits im November angekündigt, sechs Forschungszentren zu schließen und Arbeitsplätze in den USA und in Großbritannien abzubauen. Danach hatte Pfizer sechs Monate lang seinen Produktionsverbund auf mögliche Einsparungen hin durchleuchtet.

Wie bei allen Mega-Übernahmen hat auch Pfizer erhebliche Überlappungen ausgemacht. Bis 2012 will der Konzern seine Kosten um vier bis fünf Milliarden Dollar verringern.

In acht Werken in Irland, Puerto Rico und den USA soll bis Ende 2015 der Betrieb ganz eingestellt werden. Auch an einen Verkauf wird gedacht. In sechs weiteren Werken in Deutschland, Irland, Puerto Rico, Großbritannien und den USA soll die Produktion verkleinert werden. In Deutschland sollen zwar die Werke in Illertissen und in Freiburg erhalten bleiben.

Bereits dritte Riesenübernahme von Pfizer

In der Produktion in Illertissen, wo Pfizer aktuell etwa 550 Beschäftigte hat, will der Konzern sich aber künftig auf die Herstellung von Arzneimitteln mit hochwirksamen Stoffen konzentrieren, wodurch Stellen wegfallen. Eine Zahl nannte der Konzern nicht. "Die Detailplanung erfolgt jetzt", sagte ein Sprecher.

Pfizer hatte Wyeth für rund 67 Milliarden Dollar übernommen, um sich die Branchenspitze zu sichern. Für Pfizer war dies schon die dritte Riesenübernahme innerhalb von nur zehn Jahren nach dem Kauf der US-Firmen Warner-Lambert 2000 und Pharmacia drei Jahre später.

Wyeth soll Pfizer helfen, ein drohendes Umsatzloch in Milliardenhöhe durch den Wegfall von Patenten zu stopfen und die Abhängigkeit von wenigen Medikamenten zu verringern. So wird voraussichtlich 2011 der Cholesterinsenker Lipitor, das mit zwölf Milliarden Dollar Jahreserlöse weltweit umsatzstärkste Medikament, den Patentschutz verlieren.

(RTR/nbe)
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