Neuer Riese am Mobilfunkmarkt O2 kauft E-Plus
Frankfurt/Main · Der Mobilfunkanbieter Telefonica mit seiner deutschen Tochter O2 übernimmt vom niederländischen Telekomkonzern KPN dessen deutsche Tochter E-Plus. Damit schließen sich die Nummer drei und vier auf dem deutschen Markt zusammen.
Wie KPN am Dienstag mitteilte, zahlt Telefonica Deutschland dafür 5 Milliarden Euro sowie 17,6 Prozent an eigenen Aktien. Von dem Schulterschluss versprechen sie sich Kostenersparnisse zwischen 5 Milliarden und 5,5 Milliarden Euro.
Die Führung von KPN empfehle ihren Anteilseignern, die Transaktion zu genehmigen. Eine außerordentliche Aktionärsversammlung solle in den kommenden Wochen einberufen werden. Was die Anleger von einem solchen Zusammenschluss halten, haben sie schon am Montag eindeutig klargemacht: Die Aktie von KPN kletterte in Amsterdam um mehr als elf Prozent, die von Telefonica Deutschland legten zeitweise um mehr als sieben Prozent zu, die der spanischen Mutter ebenfalls leicht.
Nach Abschluss der Transaktion wird es in Deutschland zusammen mit T-Mobile und Vodafone nur noch drei Mobilfunker mit eigenem Netz geben.
Schaut man nur auf die Kundenzahlen, könnte man versucht sein, von einer Revolution am deutschen Mobilfunk-Markt zu reden: Unter den Mobilfunkanbietern in Deutschland hat nach Angaben der Bundesnetzagentur von Juni derzeit noch die Telekom-Tochter T-Mobile mit 36,6 Millionen Kunden die Nase vorn. Danach folgen Vodafone mit 33,9 Millionen, E-Plus mit 23,4 Millionen und schließlich O2 mit 19,3 Millionen Kunden. Im Bündnis O2 und E-Plus entsteht der größte Mobilfunker Deutschlands gemessen an den Kundenzahlen. Doch diese allein sagen wenig über die künftigen Erfolgschancen der Konzerne aus.
Über Neukunden lässt sich der Umsatz kaum noch steigern, und so rücken Netzqualitiät und Geschwindigkeit noch stärker in den Vordergrund. Da sind die beiden Branchengrößen Telekom und Vodafone ihren beiden kleinen Wettbewerbern deutlich voraus - vor allem beim LTE-Netz. Das superschnelle Internet wird immer häufiger zum Trumpf für die Großen, während E-Plus die steigende Nachfrage mangels Infrastruktur nicht ausreichend bedienen kann und bei der Netzqualität den Anschluss zu verpassen droht. O2 bietet LTE immerhin schon in elf Großstädten an.
Allerdings müssen die Münchener den LTE-Ausbau aus eigener Kraft stemmen, weil ihre hochverschuldete spanische Muttergesellschaft den Erlös aus dem Börsengang im vergangenen Jahr dazu nutzte, die eigenen Verbindlichkeiten von knapp 60 Milliarden Euro zu drücken. Vor dem Hintergrund solch hoher Investitionskosten tut jeder eingesparte Euro besonders gut.
