Mobilfunkmarkt Telefonica vor Übernahme von E-Plus

Düsseldorf · Gelingt der Deal zwischen der E-Plus-Mutter KPN und den Spaniern, entstünde im Bündnis mit O2 der kundenstärkste Mobilfunker Deutschlands. Doch die Telekom und Vodafone sind den anderen trotzdem noch deutlich voraus.

 Der Konzern Telefonica ist in Deutschland bereits mit der Marke O2 vertreten. Die deutsche Tochter sitzt in München.

Der Konzern Telefonica ist in Deutschland bereits mit der Marke O2 vertreten. Die deutsche Tochter sitzt in München.

Foto: NN

Schaut man nur auf die Kundenzahlen, könnte man versucht sein, von einer Revolution am deutschen Mobilfunk-Markt zu reden: Die niederländische KPN-Gruppe will ihre deutsche Tochter E-Plus an den spanischen Rivalen Telefonica abgeben, und so könnte im Bündnis mit dem deutschen Telefonica-Ableger und dessen Marke O2 der größte Mobilfunker Deutschlands — gemessen an den Kundenzahlen — entstehen. Montagabend sollten Fusionsgespräche stattfinden, wie aus KPN-Kreisen verlautete. Bei Telefonica Deutschland hieß es, man bestätige "Marktgerüchte betreffend Verhandlungen über einen möglichen Erwerb". Wie der Deal ausehen könnte und welche Auflagen möglicherweise das Bundeskartellamt beispielsweise in Sachen Netzöffnung machen würde, war am Montag noch nicht klar.

 Das Düsseldorfer Unternehmen E-Plus ist in Deutschland unter anderem im Discount-Geschäft tätig.

Das Düsseldorfer Unternehmen E-Plus ist in Deutschland unter anderem im Discount-Geschäft tätig.

Foto: O2/E-Plus

E-Plus ist vollständig im Besitz von KPN, während der mögliche neue Bündnispartner seit dem vergangenen Jahr an der Börse notiert ist. Etwas mehr als 20 Prozent der Telefonica Deutschland sind im Streubesitz. Im Gespräch ist angeblich, dass KPN einen Teil des Kaufpreises in Telefonica-Aktien gezahlt bekommen und am Ende eine Minderheitsbeteiligung an dem fusionierten neuen Handy-Konzern halten soll.

Was die Anleger von einem solchen Zusammenschluss halten würden, haben sie am Montag eindeutig klargemacht. Die Aktie der E-Plus-Mutter KPN kletterte in Amsterdam um mehr als elf Prozent, die von Telefonica Deutschland legten zeitweise um mehr als sieben Prozent zu, die der spanischen Mutter ebenfalls leicht. Für die beteiligten Unternehmen wäre ein Zusammengehen wohl eine Möglichkeit, Kosten in beträchtlichem Ausmaß zu sparen.

Netzqualität rückt in den Vordergrund

Von Synergie-Effekten in Milliardenhöhe mit entsprechenden Auswirkungen auf das Ergebnis ist die Rede. So etwas erfreut potenzielle Anteilseigner immer. Und: Je höher der Telefonica-Aktienkurs wäre, um so weniger Bargeld müsste das Unternehmen bei der insgesamt auf fünf Milliarden Euro veranschlagten Transaktion auf den Tisch legen. Zudem würde es im Discount-Geschäft vermutlich noch einmal einen Schub bekommen.

Die mögliche Verschiebung in der deutschen Rangliste (E-Plus und O2 kämen bei den Kundenzahlen zusammen auf einen Marktanteil von knapp 40 Prozent in Deutschland, die Telekom lag zuletzt bei 32, Vodafone bei 28 Prozent) ist allerdings vor allem ein bisschen Zahlenspielerei. Denn die Kundenzahl allein sagt wenig über die künftigen Erfolgschancen der Konzerne aus. Über Neukunden lässt sich der Umsatz kaum noch steigern, und so rücken Netzqualitiät und Geschwindigkeit noch stärker in den Vordergrund.

Da sind die beiden Branchengrößen Telekom und Vodafone ihren beiden kleinen Wettbewerbern deutlich voraus — vor allem beim LTE-Netz. Das superschnelle Internet wird immer häufiger zum Trumpf für die Großen, während E-Plus die steigende Nachfrage mangels Infrastruktur nicht ausreichend bedienen kann und bei der Netzqualität den Anschluss zu verpassen droht. O2 bietet LTE immerhin schon in elf Großstädten (Hamburg, Duisburg, Essen, München, Berlin, Frankfurt, Köln, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Düsseldorf) an.

Allerdings müssen die Münchener den LTE-Ausbau aus eigener Kraft stemmen, weil ihre hochverschuldete spanische Muttergesellschaft den Erlös aus dem Börsengang im vergangenen Jahr dazu nutzte, die eigenen Verbindlichkeiten von knapp 60 Milliarden Euro zu drücken. Vor dem Hintergrund solch hoher Investitionskosten tut jeder eingesparte Euro besonders gut.

(RP)
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