Gebot für Abertis Hochtief soll sich für Mutter ACS verschulden

Essen · Am Mittwoch trifft sich der Hochtief-Aufsichtsrat. Beraten werden könnte dabei auch ein mögliches Angebot für einen spanischen Autobahn-Betreiber. Die Hochtief-Mutter ACS will einen italienischen Bieter ausstechen.

Gebot für Abertis: Hochtief soll sich für Mutter ACS verschulden
Foto: dpa, Roland Weihrauch

Eigentlich ist die Lage beim Essener Baukonzern Hochtief bestens. Das Unternehmen ist so gut wie schuldenfrei, die Übernahme von 70 Prozent am australischen Bau- und Minenkonzern Leighton (heute Cimic) ist geräuschlos über die Bühne gegangen, die Auftragslage ist gut. Wenig Grund zur Sorge also. Und doch könnte es bei der Aufsichtsratssitzung des Konzerns Ärger geben.

Der Grund ist eine sich abzeichnende Bieterschlacht um den spanischen Mautstraßen-Betreiber Abertis. Den Hut in den Ring geworfen hat bislang offiziell die italienische Atlantia-Gruppe, hinter der sich die Benetton-Familie verbirgt. Atlantia betreibt neben den italienischen Mautstraßen den Flughafen in Rom. 16 Milliarden Euro schwer soll das Angebot der Italiener sein. Der neue Maut-Riese wäre nach eigenen Angaben globaler Marktführer, mit einem kostenpflichtigen Streckennetz von 14.000 Kilometern. Allerdings hat das Interesse eines ausländischen Investors die Regierung in Madrid auf den Plan gerufen. Diese soll bei der spanischen Hochtief-Mutter ACS dafür geworben haben, man möge doch bitte ein eigenes Angebot abgeben und so die spanischen Mautstraßen in den Händen eines heimischen Unternehmens halten.

Die nötigen Mittel für den Deal will der ACS-Chef über seine deutsche Tochter Hochtief organisieren. Das hatten mehrere spanische Medien berichtet. Derzeit halten die Spanier 72 Prozent der Anteile an Hochtief. Branchenbeobachter waren lange Zeit fest davon ausgegangen, dass Hochtief auf kurz oder lang komplett in ACS aufgehen würde. Immerhin kauft der Konzern fleißig eigene Anteile zurück und hat damit den Anteil von ACS in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert.

Diese Pläne könnten aber durch den Kauf von Abertis wieder in weitere Ferne treten. Um die Mittel für den Kaufpreis bereitzustellen ist dem Vernehmen nach eine massive Kapitalerhöhung geplant, der ACS-Anteil könnte auf nur noch 40 Prozent zusammenschnurren. Hochtief müsste zudem Schulden in Höhe von zehn Milliarden Euro übernehmen. Zur Durchführung soll Hochtief offenbar eine Zweckgesellschaft gründen, die zu einem späteren Zeitpunkt mit Hochtief verschmolzen werden könne.

Genau daran dürfte sich der Zorn der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat entzünden. Frei nach dem Motto: Ein gesundes Unternehmen könnte ausgeblutet werden. Dabei ist das Mautstraßen-Geschäft durchaus attraktiv, gilt es doch im Gegensatz zum Baugeschäft als weniger konjunkturanfällig.

Ein Hochtief-Sprecher wollte sich zu den Vorgängen auf Anfrage nicht äußern.

(maxi)
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