Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Ferienflieger Condor erhält Finanzhilfe vom Staat

Berlin · Der britische Reisekonzern Thomas Cook ist bankrott, die Tochter Condor hält dagegen den Flugbetrieb aufrecht und kämpft darum, der Pleite zu entgehen. Nun greift dem Ferienflieger der Staat unter die Arme.

 Eine Maschine von Condor startet vom Berliner Flughafen Schönefeld (Archivfoto).

Eine Maschine von Condor startet vom Berliner Flughafen Schönefeld (Archivfoto).

Foto: dpa/Patrick Pleul

Der Staat will der Fluggesellschaft mit einem sechsmonatigen Überbrückungskredit von 380 Millionen Euro zur Seite springen. Zugesagt haben die Bürgschaft die Bundesregierung und die hessische Landesregierung. Das teilte Condor am Dienstagabend mit. Vorher hatten verschiedene Medien und Agenturen über die Einigung berichtet. Demnach soll das Land Hessen die Hälfte der Bürgschaft übernehmen.

Die Zusage für den Überbrückungskredit sei Voraussetzung für eine Prüfung durch die Europäische Kommission, hieß es von Condor. Erst nach einer positiven Entscheidung aus Brüssel werde der Kreditbetrag von der staatlichen Förderbank KfW ausgezahlt. Wann die Entscheidung aus Brüssel vorliegt, könne noch nicht gesagt werden.

Um sich von möglichen Forderungen der insolventen Konzernmutter Thomas Cook zu befreien und sich aus dem Konzernverbund zu lösen, beabsichtige die Condor Flugdienst GmbH einen Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens zu stellen, hieß es. Dies ist eine Besonderheit des deutschen Insolvenzrechts.

Damit wolle sich Condor von möglichen Forderungen der Konzernmutter Cook befreien. „Dieser Schritt ist in der derzeitigen Lage das Beste für unsere Kunden, unsere Geschäftspartner und für uns. Denn wir erlangen so die volle Unabhängigkeit von der Thomas Cook Group plc und mehr Sicherheit für unsere Zukunft.“

„4900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Partner und Kunden von Condor danken der Bundesregierung und der hessischen Landesregierung für ihre Zusage“, erklärte Condor. Die Fluggesellschaft sei ein operativ gesundes und profitables Unternehmen, das auch im laufenden Jahr ein positives Ergebnis verzeichnen werde.

„Weil unsere Liquidität für die saisonal bedingt schwächere Buchungsperiode von unserer insolventen Muttergesellschaft verbraucht wurde, benötigen wir diese Brückenfinanzierung für den Winter. Die Zusage ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung unserer Zukunft“, so Condor-Chef Ralf Teckentrup.

Die Mutter des Ferienfliegers, der Reisekonzern Thomas Cook, hatte am Montag Insolvenz angemeldet. Nachdem Condor daraufhin um einen Überbrückungskredit gebeten hatte, um „Liquiditätsengpässe“ zu verhindern, hatte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) betont, die Schwierigkeiten bei der Airline seien durch die Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook entstanden. „Es sind keine hausgemachten Probleme.“

Die hessische Landesregierung hatte ebenfalls Unterstützung für Condor in Aussicht gestellt. Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) hatte am Dienstag zur Höhe eines möglichen Überbrückungskredits dem Hessischen Rundfunk gesagt: „Wir haben ein bewährtes Verfahren in solchen Konstruktionen. Der Bund nimmt die Hälfte und die betroffenen Länder nehmen die andere Hälfte. Da Condor ja ein hessisches Unternehmen ist, wäre die andere Hälfte für das Land Hessen.“

Condor hat seinen Sitz im hessischen Kelsterbach. Der Heimatflughafen ist in Frankfurt. Flughäfen und Gewerkschaften hatten die Bitte des Unternehmens um Staatshilfe unterstützt. Condor ist ein wichtiger Partner für deutsche Reiseveranstalter. Im Schnitt sind nach Angaben des Unternehmens weniger als ein Fünftel der Condor-Passagiere Gäste der Thomas Cook-Veranstaltermarken. Angesichts der bevorstehenden Herbstferien wäre ein Ausscheiden Condors aus dem Markt für die Tourismusbranche ein großes Problem.

Am Dienstag hielt Condor seinen Betrieb weiter aufrecht. Alle Flüge sollten wie geplant durchgeführt werden, hieß es. Spezielle Teams beantworteten an den Flughäfen die Fragen der Passagiere. Gleichzeitig rede das Management mit allen Lieferanten und Partnerunternehmen, um seine Maschinen weiter in der Luft zu halten.

Die Pleite des Thomas-Cook-Konzerns beflügelte erneut die Spekulationen über einen Verkauf von Condor. Es gebe ein hohes Interesse auch bei Finanzinvestoren, sagte ein Condor-Sprecher. Bei einem möglichen Verkauf hätte der Insolvenzverwalter des britischen Reisekonzerns allerdings ein wichtiges Wort mitzureden.

Auch die deutsche Tochter des Reiseveranstalter Thomas Cook beantragte einen Überbrückungskredit. Auch die Tochter war ebenfalls durch die Pleite der britischen Muttergesellschaft in Bedrängnis geraten.

Anmerkung der Redaktion: In älteren Fassungen dieses Artikels gab es widersprüchliche Angaben darüber, ob Condor einen Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens stellt. Die aktuelle Fassung des Artikels ist korrekt.

(hebu/Reuters/dpa/AFP)
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