Milchboykott Bauern sauer auf Aldi und Lidl

Düsseldorf (RPO). Der Bauernverband schimpft auf Deutschlands größten Discount-Ketten. Aldi und Lidl tragen nach ihrer Ansicht die Hauptverantwortung für den drastischen Preisverfall bei Milchprodukten. Lidl hat bereits reagiert und will die Milchpreise anheben.

 400 Milchbauern protestieren vor der Aldi-Süd-Zentrale gegen die Milchpreise des Discounters.

400 Milchbauern protestieren vor der Aldi-Süd-Zentrale gegen die Milchpreise des Discounters.

Foto: AP, AP

Der Discounter Lidl habe angekündigt, den Verkaufspreis je Liter um 10 Cent und für Butter je 250-Gramm-Päckchen um 20 Cent zu erhöhen, teilte der Deutsche Bauernverband (DBV) am Mittwoch in Berlin mit. Der DBV werte dieses Teilergebnis positiv und fordere den übrigen Lebensmitteleinzelhandel auf, diesen Verhandlungsabschluss zu übernehmen.

Im Einzelnen werde der DBV jetzt prüfen, was diese Anhebung der Verkaufspreise für die Erzeugerpreise bedeutet, hieß es weiter. Sollte es zu solchen Preisverbesserungen im gesamten Lebensmitteleinzelhandel kommen, dann hätten sich die vielfältigen Aktivitäten der Milchbauern gelohnt.

Proteste vor Aldi-Zentrale

Aus Wut auf die Preisgestaltung der Discounter verlagerten mehr als 400 Landwirte ihre Proteste am Mittwoch vor die Konzernzentrale von Aldi in Mülheim und Essen. Der Konzern trage die Hauptverantwortung für den drastischen Preisverfall bei Milchprodukten.

Tatsächlich kommen Aldi, Lidl und Co. nach Einschätzung von Branchenexperten eine Schlüsselrolle in dem Konflikt um den Milchpreis zu. Das liegt schon an der schieren Marktmacht der Billiganbieter. Immerhin landen mehr als 40 Prozent des Geldes, das die Bundesbürger für Lebensmittel ausgeben in den Kassen der Discounter. Bei Milchprodukten liegt ihr Marktanteil sogar bei mehr als 50 Prozent.

Aldi hat Vorreiter bei Milchpreisen

Doch das allein erklärt noch nicht den Einfluss von Aldi. Die Nummer eins unter Deutschlands Discountketten setzt traditionell den Schwellenpreis bei Milch und einer Reihe anderer Produkte des tägliche Bedarfs. Keiner dürfe hier billiger sein, heißt es in der Branche. Wer es versuche, riskiere einen Preiskrieg mit dem Marktführer. Aldi habe in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass das Unternehmen bereit sei, seine Führungsrolle auch unter hohen Kosten zu verteidigen.

Die Vorreiterrolle zeigte sich im Herbst, als Aldi angesichts der gestiegenen Weltmarktpreise für Milch als erster Anbieter die Preise erhöhte und alle anderen erleichtert nachzogen. Und sie bestätigte sich Anfang April, als Aldi die Milchpreise wieder senkte und die Konkurrenten praktisch im Gleichschritt folgten.

Tatsächlich bleibt den Aldi-Konkurrenten - egal ob Edeka, Rewe oder Lidl - kaum eine Wahl, als sich an den Vorgaben von Aldi zu orientieren. Denn Milch gilt im Einzelhandel als eine Art "Leuchtturmprodukt". Die Verbraucher kennen den Preis genau und vergleichen die Angebote der verschiedenen Handelsketten. Der Milchpreis spielt deshalb eine große Rolle für das Preisimage eines Geschäfts. Eine Preiserhöhung im Alleingang wäre selbst für Deutschlands größten Lebensmittelhändler Edeka ein gefährliches Unterfangen.

Domino-Theorie beim Milchpreis

Deshalb verlangte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes Helmut Born im Westdeutschen Rundfunk: "Aldi und Lidl müssen die Preise wieder hochziehen, damit der Bauer, und zwar jeder, zu seinem Recht und zu seinem kostendeckenden Preis kommt." Die Idee dahinter: Wenn die Discounter den Anfang machen, werden alle anderen wie bei einem Domino-Spiel folgen.

Der Druck blieb nicht ohne Auswirkungen auf Deutschlands Discounter Nummer eins. Aldi Süd erklärte, man sei sich angesichts der aktuellen Entwicklung der Verantwortung einer sorgfältigen Preisgestaltung bewusst. Basis der Abwägung seien auch intensive Gespräche mit den Molkereien, für die Aldi Süd auch in Zukunft zur Verfügung stehe.

Experte: Milchbauern müssen effizienter arbeiten

"Das kann vielleicht kurzfristig zu Knappheiten führen. Langfristig lässt sich das aber nicht durchhalten", meint der Experte. Letztlich werde auch in Zukunft der Markt über die Preise entscheiden. Und es sei eher unwahrscheinlich, dass die Preise am Weltmarkt auf Dauer das jetzt von den Bauern wieder angestrebte hohe Niveau des Vorjahres erreichen würden. "Im Durchschnitt wird der Preis deutlich darunter liegen."

(ap)
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