Berliner Pannen-Flughafen BER Ausgerechnet der S21-Planer soll es richten

Berlin · Monatelang gab es Gezerre um den Berliner Hauptstadtflughafen BER. Nun muss Hartmut Mehdorn den Karren aus dem Dreck fahren – mit dem passenden Team. Nach einem Medienbericht soll es jetzt der Ex-Stuttgart-21-Chefplaner Hany Azer richten. Der Mann, der zuletzt nur noch mit Personenschutz arbeiten konnte.

Das ist die Mängelliste des Hauptstadtflughafens
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Foto: dpa, Patrick Pleul

Monatelang gab es Gezerre um den Berliner Hauptstadtflughafen BER. Nun muss Hartmut Mehdorn den Karren aus dem Dreck fahren — mit dem passenden Team. Nach einem Medienbericht soll es jetzt der Ex-Stuttgart-21-Chefplaner Hany Azer richten. Der Mann, der zuletzt nur noch mit Personenschutz arbeiten konnte.

Noch musste Hartmut Mehdorn keine weiteren Pannen-Nachrichten rund um den BER verkünden. Und an seinem ersten Arbeitstag machte er gleich Dampf, ließ sich die Option offen, den Flughafen Tegel doch weiter geöffnet zu lassen. Nun scheint auch Bewegung in sein Team zu kommen, mit dem er den Hauptstadtflughafen fertigstellen will.

Am Oster-Wochenende hatte die "Bild am Sonntag" berichtet, dass Mehdorn Mitarbeiter des Architektenbüros Gerkan, Marg und Partner zu einem Expertenteam berufen will, obwohl sich die Flughafengesellschaft im Mai 2012 von dem Büro getrennt hatte. Und nun berichtet die "Bild"-Zeitung von einer weiteren Personalie.

Drohungen und Anfeindungen bei S21

Laut der Zeitung soll Hany Azer ins Team geholt werden. Er soll einer Arbeitsgruppe angehören, die ein Programm namens "Sprint" für die schnellstmögliche Eröffnung des BER auflegen soll.

Der 63-Jährige dürfte insbesonders Gegnern von Stuttgart 21 nicht in bester Erinnerung sein. Denn er war der Chefplaner des umstrittenen Projekts. Seinen Posten hatte er im Mai 2011 aufgegeben, weil er immer wieder persönlichen Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt war. Zuletzt hatte er unter Personenschutz gearbeitet.

Doch Stuttgart 21 wird nicht der Grund dafür sein, warum ihn Mehdorn laut "Bild" in das BER-Team holt. Vielmehr hat er ihn aus anderen Zeiten in bester Erinnerung. Azer war als Ingenieur für den Berliner Hauptbahnhof verantwortlich. Bahnchef war damals Mehdorn. Wie der Berliner "Tagesspiegel" im Mai vergangenen Jahres schrieb, übernahm Azer die Baustelle 2001 in einem ähnlich desaströsen Zustand, wie er jetzt am BER herrscht.

Azer aber schaffte es, den von Mehdorn angesetzten Eröffnungstermin einzuhalten — auch wenn er dafür entschieden hatte, dass unter anderem das Dach verkürzt werden sollte. Später erhielt der gebürtige Ägypter für seine Leistung sogar den Verdienstorden des Landes Berlin. Und jemanden, der anpackt wie er selbst, den braucht Mehdorn jetzt.

Keine offizielle Bestätigung

Der Name Azer war im Zusammenhang mit dem BER schon im Mai 2012 aufgetaucht. Allerdings hatte der Bauingenieur damals Kontakte in dieser Hinsicht dementiert. Auch diesmal ist keine offizielle Bestätigung zu der Personalie zu vernehmen. Flughafensprecher Ralf Kunkel bestätigte am Mittwoch lediglich die Pläne um das "Sprint"-Programm.

Doch scheint es angesichts der früheren Zusammenarbeit mit Azer durchaus wahrscheinlich, dass der 63-Jährige nun auch beim BER Druck macht. Er selbst jedenfalls scheint mit Mehdorn gut klar zu kommen, lobte ihn einmal in einem Interview mit der Berliner B.Z. "Ich schätze ihn sehr, als Chef und auch als Mensch", sagte er der Zeitung Mitte März. "Er hat mir immer Rückendeckung gegeben. Und ich habe ihm vertraut. Er war als Gesprächspartner immer da, immer loyal."

Azer bezeichnete Mehdorn in dem Interview weiter als "Macher-Typ" mit viel Erfahrung, der fleißig und "immer anwesend" sei. Und er weiß aus seiner Erfahrung heraus auch, was der Leiter eines Großprojektes braucht: "Das ist wie beim Fußball. Wenn ein Trainer ein Team übernimmt, das immer nur verliert, dann muss er erst mal die Spieler motivieren." Nun scheint er diese Aufgabe auch beim BER übernehmen zu können.

(das)
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