Vorstand räumt Fehler ein Aufsichtsrat stützt Thyssen-Chef

(RP). Vorstandsvorsitzender Ekkehard Schulz hat am Freitag Managementfehler eingeräumt. Die souveräne Geste kann er sich leisten, denn das wichtigste Spiel hat er gewonnen: Die Arbeitnehmer unterstützen den Konzernumbau.

Proteste gegen Sparprogramm von ThyssenKrupp
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Düsseldorf. ThyssenKrupp hat ein Zerwürfnis mit den Mitarbeitern abwenden können. Nach Informationen unserer Zeitung hat der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns am Freitag den Umbauplänen von Konzernchef Ekkehard Schulz einstimmig zugestimmt. Die Arbeitnehmerseite hat der Kapitalseite allerdings die Zustimmung zu einem gemeinsamen Eckpunkte-Papier abgerungen, das die schlimmsten Befürchtungen der fast 200 000 Mitarbeiter erst einmal zerstreuen dürfte:

Kündigungen: Arbeitnehmer und Arbeitgeber einigten sich im Aufsichtsrat auf eine Formulierung, derzufolge beide Parteien "davon ausgehen", dass "im Rahmen der Umstrukturierungsmaßnahmen betriebsbedingte Kündigungen nicht erfolgen". Damit sind sie juristisch nicht ausgeschlossen. Teilnehmerkreise halten sie aber "politisch und faktisch jetzt kaum noch für durchsetzbar."

Einkommen: Dass einzelne Mitarbeiter im Zuge des Konzernumbaus Opfer eines für sie negativen Tarifwechsels werden, schließt das Kompromisspapier ebenfalls aus. Die Tarifbindung soll weiterhin für sämtliche Beschäftigten gelten.

Mitbestimmung: Bekanntlich werden die bislang fünf Konzernsparten in den Divisionen "Materials" und "Technologies" gebündelt. An der bisher geübten Mitbestimmungspraxis soll sich dadurch nichts ändern: In den Segmenten "Stahl" und "Edelstahl", die künftig zu "Materials" gehören, bleibt die arbeitnehmerfreundliche Montanmitbestimmung erhalten.

Wie es in Teilnehmerkreisen weiter hieß, hat der Aufsichtsrat den Vorstand beauftragt, bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 13. Mai ein Konzept zu erarbeiten, dass die Umbaupläne mit diesen Eckpunkten verknüpft. Dann will der Aufsichtsrat darüber abstimmen. Größte Knackpunkte in der Diskussion waren die Auseinandersetzungen über die Mitbestimmung sowie den weitgehenden Ausschlusses von Kündigungen.

In einer Pressekonferenz des Konzerns nach der Aufsichtsratssitzung war von diesem Eckpunktepapier nicht die Rede. Aber Schulz zeigte sich sichtlich erleichtert darüber, dass der Aufsichtsrat seinem Umbauplan zugestimmt hat. Er sprach er von einem "großen Maß an Übereinstimmung" im Aufsichtsrat: "In unserer fast 200jährigen Geschichte ist es immer ein Erfolgsrezept von ThyssenKrupp gewesen, aus eigenem Antrieb den Wandel zu betreiben", sagte Schulz, "immer im konstruktiven Dialog mit der Arbeitnehmerseite. Das wird auch diesmal so sein."

Sämtliche kursierenden Spekulationen zum Umfang des erwarteten und in Teilen auch angekündigten Personalabbaus wies Schulz als unseriös zurück. "Derzeit arbeiten über 30 000 Mitarbeiter im Konzern kurz. Wir haben uns von fast 5000 Leiharbeitern getrennt. Wir können weiteren Personalabbau nicht ausschließen. Er lässt sich derzeit aber in keiner Weise quantifizieren." Zur Frage nach Werksschließungen sagte er: "Ich sehe derzeit keine Notwendigkeit, Standorte in Frage zu stellen". Auch die Edelstahlsparte stehe nicht zum Verkauf.

Mit entwaffnender Offenheit räumte Schulz angesichtes der schwierigen Lage des Konzerns Fehler ein. "Auch ich habe Fehler gemacht", sagte er, und nannte als Beispiel die Kostenexplosion beim Stahlwerksbau in Brasilien. "Vielleicht hätten wir da eher eingreifen sollen", sagte Schulz.

(RP)
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