Aufsichtsratssitzung beim Stahlriesen ThyssenKrupp bereitet Stellenabbau vor

Düsseldorf (RPO). Der größte deutsche Stahlproduzent ThyssenKrupp bereitet seine Mitarbeiter auf einen spürbaren Stellenabbau vor. Eine Garantie für Stellen und Standorte könne es angesichts der bis dato beispiellosen Dimension der Krise nicht geben, sagte Konzernchef Ekkehard Schulz am Freitag in Düsseldorf. Auch betriebsbedingte Kündigungen seien nicht ausgeschlossen. Medienberichte über die Streichung von 3.000 Stellen nannte er aber "reine Spekulation".

Proteste gegen Sparprogramm von ThyssenKrupp
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Der Manager betonte, der Nachfrageeinbruch derzeit sei noch dramatischer als bei der letzten großen Stahlkrise Anfang der 90er Jahre. Damals seien von den Vorgängerunternehmen von ThyssenKrupp innerhalb weniger Jahre 34.000 Stellen abgebaut worden. Mehr als jede dritte Stelle sei weggefallen.

Diesmal werde der Personalabbau aber nicht annähernd solche Dimensionen erreichen, betonte Schulz. Er rechne allenfalls mit "Bruchteilen" der damaligen Zahlen und gehe davon aus, dass die notwendigen Maßnahmen so einvernehmlich und sozialverträglich wie irgend möglich erledigt würden. Dazu werde der Konzern auf alle Möglichkeiten von der Kurzarbeit bis zur Frühverrentung zurückgreifen.

Schon 30.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Zurzeit arbeiten nach den Worten von Schulz bereits über 30.000 der knapp 200.000 Mitarbeiter des Konzerns kurz. Im In- und Ausland habe sich das Unternehmen außerdem von fast 5.000 Leiharbeitern getrennt.

Der Ruhrkonzern leidet nach eigenen Angaben massiv unter der Konjunkturkrise. Die Rohstahlproduktion in Deutschland habe in den vergangenen drei Monaten um 33 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen, sagte Schulz. Und auch die Automobilzuliefer-Aktivitäten und die Werften des Konzerns litten unter dem Nachfrageeinbruch. Im laufenden Quartal werde der Konzern deshalb rote Zahlen schreiben.

"Wenn wir in dieser Situation ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen wollen, dann unterstreicht das unsere soziale Verantwortung", meinte der Manager. Eine Garantie könne es jedoch nicht geben. "Auch das gebietet die Redlichkeit eines verantwortungsbewussten Unternehmers."

Grünes Licht für größten Konzernumbau seit 10 Jahren

Angesichts der Krise gab der Aufsichtsrat von ThyssenKrupp am Freitag grünes Licht für den größten Konzernumbau bei dem Stahlproduzenten seit dem Zusammenschluss von Thyssen und Krupp vor zehn Jahren. Die bislang fünf Konzernsparten Stahl, Edelstahl, Dienstleistungen, Industriegüter und Aufzüge sollen in zwei Einheiten zusammengefasst werden. So sollen mehrere hundert Arbeitsplätze in der Verwaltung eingespart werden. Betriebsbedingte Kündigungen werde es im Zuge des Umbaus aber nicht geben, betonte der Konzernbetriebsrat. Insgesamt rechnet der Konzern durch den Umbau mit Einsparungen bis zu 500 Millionen Euro jährlich.

Ziel der Umstrukturierung sei es, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens mittel- und langfristig zu verbessern und die Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, sagte Schulz.

Keine Abstriche will der Konzern trotz der gegenwärtigen Krise am Bau neuer Stahlwerke und Hochöfen in Brasilien und den USA machen. "Sie sind langfristig richtig", meinte Schulz. Allerdings werde die Inbetriebnahme eines Edelstahlwerkes in Alabama zeitlich gestreckt.

(AP)
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