Sparmaßnahmen Thyssen-Belegschaft in Sorge

Düsseldorf (RP). Die drastischen Sparmaßnahmen von ThyssenKrupp lösen Unruhe bei den Mitarbeitern aus. Vor allem macht sich Empörung über die Kommunikationspolitik des Konzerns breit. Kritiker unterstellen eine Salami-Taktik.

 Ekkehard Schulz: Ein Sparbrief für die Manager?

Ekkehard Schulz: Ein Sparbrief für die Manager?

Foto: ddp, ddp

Auch am Tag zwei nach dem angekündigten Radikal-Umbau lässt ThyssenKrupp seine Mitarbeiter darüber im Unklaren, was die Pläne für ihre Arbeitsplätze bedeuten. "Die Stimmung ist wie gelähmt", berichtet ein Mitarbeiter aus der Verwaltung in Duisburg, "alle starren stumm auf ihre Akten. Das passt alles gar nicht auf einmal in die Köpfe."

Der Mitarbeiter will namentlich "auf keinen Fall" genannt werden. Er hat Angst um seinen Job. Denn das Management hat bisher nur verraten, dass dem geplanten Umbau "mehrere Hundert" Stellen zum Opfer fallen. Als die "FTD" berichtete, der Konzern plane sogar den Abbau von 3000 Arbeitsplätzen, sagte ein ThyssenKrupp-Sprecher unserer Redaktion: "Die Zahl ist hoch spekulativ". Allerdings räumte er ein, dass mit den "mehreren Hundert" abzubauenden Stellen lediglich diejenigen gemeint gewesen seien, die dem geplanten Umbau des Konzerns von fünf Sparten auf zwei Divisionen zum Opfer fallen. "Das Effizienzsteigerungsprogramm ,ThyssenKrupp Plus' läuft natürlich weiter", sagte der Sprecher, "auch in diesem Zusamenhang denken wir über Personalabbau nach."

Wie berichtet trennt sich der Konzern von mehreren Vorständen und will die bislang fünf Geschäftsbereiche auf zwei Divisionen unter der Führung von Olaf Berlien ("Technologies") und Edwin Eichler ("Materials") konzentrieren. Weil der Konzern unter anderem wegen Fehlplanungen beim Bau eines neuen Stahlwerks in Brasilien allein im ersten Quartal Barmittel in Höhe von fast 1,9 Milliarden Euro ("Free Cashflow") verloren hat, glauben viele Beobachter inzwischen sogar, dass ThyssenKrupp auch Mitarbeitern kündigen muss. "Es ist schrecklich, die schlechten Nachrichten in Scheiben serviert zu bekommen, und immer noch nicht zu wissen, woran man ist", so der Duisburger Verwaltungs-Mitarbeiter.

Früheren Angaben zufolge sind bei ThyssenKrupp bereits rund 3000 Stellen gestrichen worden, 2000 davon entfielen auf Leiharbeiter. Zudem waren im Februar 16.000 Mitarbeiter der Stahlsparte in Kurzarbeit geschickt worden. Wegen seiner Personalpolitik steuert ThyssenKrupp jetzt auf einen Konflikt mit der IG Metall zu. "Der Umbau des Konzerns darf nicht zu einem Abbau von Beschäftigung führen", sagte NRW-IG-Metallchef Oliver Burkhard unserer Redaktion. Betriebsbedingte Kündigungen dürfe es schon gar nicht geben. Burkhard kündigte an, dass die Arbeitnehmerseite zur Not "im Aufsichtsrat die Pläne blockieren" werde.

Der Aufsichtsrat muss die Umbaupläne am 27. März absegnen. Am kommenden Montag will das Management den Betriebsrat über Details zum geplanten Umbau informieren. "Wenn das Unternehmen die Pläne gegen die Mitarbeiter durchsetzen will, wünsche ich viel Spaß", sagte Burkhard unserer Redaktion. ThyssenKrupp habe schon einmal auf eine Krise mit Personalabbau reagiert. "Als die Konjunktur dann wieder angesprungen ist, waren auf einmal nicht mehr genügend Leute da", mahnte Burkhard. Er kritisierte auch die Kommunikationspolitik der Konzernspitze. "Man will uns vor vollendete Tatsachen stellen. Wir wollen aber nicht nur mitarbeiten, sondern auch mitreden", sagte Burkhard.

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