Bank nähert sich Rekordtief Absturz der Commerzbank

Düsseldorf · Der Aktienkurs der Bank nähert sich seinem Rekordtief. Ohne staatliche Hilfe – die auch per Übernahme der Immobilienbank Eurohypo durch den Bund möglich wäre – scheint das Unternehmen nicht mehr auszukommen.

Der Aktienkurs der Bank nähert sich seinem Rekordtief. Ohne staatliche Hilfe — die auch per Übernahme der Immobilienbank Eurohypo durch den Bund möglich wäre — scheint das Unternehmen nicht mehr auszukommen.

frankfurt/m. Im November 2005 feierte der damalige Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller die Übernahme des Immobilienfinanziers Eurohypo als einen "Quantensprung" in der Geschichte der Bank. Sie stieg zur deutschen Nummer zwei auf, der Börsenwert kletterte auf über 14 Milliarden Euro, die Basis für solide Gewinne schien mit der Einverleibung der Eurohypo gesichert. Sechs Jahre danach hängt die Immobilienbank ihrer Mutter wie ein Mühlstein um den Hals. Und sie ist so etwas wie ein Synonym für den Absturz der Commerzbank, deren Börsenkurs gestern um viereinhalb Prozent auf knapp 1,17 Euro fiel und der sich wieder dem Rekordtief aus dem November nähert. Eine traurige Entwicklung für ein Institut, das nach der Übernahme der Dresdner Bank vor Jahren den Anspruch erhob, näher an den Branchenführer Deutsche Bank heranzurücken.

Je schneller die Commerzbank die Eurohypo abstoßen kann — was bis 2014 auf Druck der Europäischen Kommission ohnehin passieren muss — umso eher kann die Bank davon ausgehen, dass ihre Kapitaldecke künftig dick genug sein wird, um die Anforderungen der europäischen Bankenaufsicht EBA zu erfüllen. Die hat ein Loch von etwa 5,3 Milliarden Euro ausgemacht. Übernähme der Bund die Eurohypo, würde die Commerzbank auf der Kapitalseite um fünf Milliarden Euro entlastet.

Wenn das so geschieht, kann Konzernchef Martin Blessing offiziell sagen, er sei ohne eine zweite Kapitalspritze des Rettungsfonds Soffin ausgekommen. Gesichtswahrung ist angesagt, wenngleich eine solche Argumentation auch eine sehr eigenwillige Sicht der Dinge bedeutet. Faktisch wäre das Ganze ja trotzdem eine Hilfsaktion des Bundes, ohne die die Bank offenbar nicht mehr auskommt. Dem Staat die Eurohypo oder Teile davon vor die Tür zu stellen, hieße nichts anderes, als den Steuerzahler unter anderem für mögliche Milliardenrisiken der Eurohypo haften zu lassen. Und davon gibt es in den Büchern einige. Auf sie entfällt ein Großteil des Verlustes von 1,6 Milliarden Euro, den die Commerzbank bei ihren Beteiligungen eingefahren hat. Der Grund: In der Bilanz stecken viele europäische Staatsanleihen. Bei so viel Sprengstoff ist es eminent schwierig, einen Käufer für die Eurohypo zu finden.

Dabei war die Immobilienbank einst ein gefeiertes Konstrukt. Geboren vor zehn Jahren, als die damaligen großen Drei in Deutschlands privater Bankenwelt (Deutsche Bank, Dresnder Bank und Commerzbank) ihre Töchter zur größten Immobilienbank des Landes zusammenfügten. Von einem Meilenstein war die Rede. Und als die Commerzbank 2005 ihre bisherigen Partner herauskaufte und die Regie allein übernahm, schien der Weg in eine rosige Zukunft vorgezeichnet. Doch die Finanzkrise hat alles verändert. Allein seit Mitte 2007 ist der Aktienkurs der Commerzbank von knapp 30 Euro auf den heutigen Wert abgestürzt. Und mit jedem Cent, den das Papier weiter an Wert verliert, wird es schwieriger, neue Aktionäre zu gewinnen. Wenn der Staat nochmals als direkter Kapitalgeber einspränge, würde das die Anteile anderer Anteilseigner verwässern. Außerdem sollen Staaten, die ihren Großbanken mit frischem Kapital zur Seite springen, einen Abschlag auf den aktuellen Kurs bekommen — was zunehmend Schwierigkeiten bereiten könnte, wenn sich der Commerzbank-Kurs weiter auf die Emissions-Untergrenze von einem Euro zubewegen würde.

Bleibt also nur die Übernahme der Eurohypo durch den Bund — komplett oder nur in Teilen, wobei die so genannten Giftpapiere über eine "Bad Bank" abgewickelt werden könnten. In beiden Fällen müsste aber bei Verlusten am Ende der Steuerzahler einspringen.

(RP/top)
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