Düsseldorfer Energiekonzern Eon muss drei Milliarden abschreiben

Düsseldorf · Konzernchef Johannes Teyssen überraschte den Aufsichtsrat mit neuen Hiobsbotschaften. Vor allem die Einkäufe seines Vorgängers Wulf Bernotat sind weniger wert als gedacht. Nun will Eon sich in eine Europäische Aktiengesellschaft umwandeln. Das macht die Gewerkschaften misstrauisch.

Das ist der Eon-Konzern
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Foto: AP

Das Jahr der harten Wahrheiten ist für Eon noch nicht zu Ende. Nun muss der Düsseldorfer Energiekonzern auch noch gewaltige Wertberichtigungen bei seinen Auslandstöchtern vornehmen. Eon muss drei Milliarden Euro abschreiben, davon entfallen 2,1 Milliarden Euro auf Kraftwerke in Spanien und Italien, wie Eon gestern mitteilte.

Der Konzern begründete dies mit der geringen Auslastung der Kraftwerke, den starken Eingriffen des Staates und den aus seiner Sicht zu geringen Strompreisen. Zugleich räumt Eon-Chef Johannes Teyssen damit eine Baustelle auf, die ihm sein Vorgänger Wulf Bernotat hinterlassen hat.

Bernotat war in Südeuropa auf eine teure und mit Schulden finanzierte Einkaufstour gegangen, die zu einer großen Enttäuschung für Eon wurde. Zudem ging Bernotat die Doppelstrukturen, die aus der Fusion Veba und Viag zu Eon entstanden waren, nicht an. Auch deshalb muss Eon nun bis zu 11 000 Stellen abbauen.

Umwandlung in Europäische Aktiengesellschaft geplant

Da Teyssen Kündigungen nicht ausschließt, herrscht seit Monaten ein erbitterter Kampf mit den Gewerkschaften. Dieser bekam gestern neue Nahrung. Denn Teyssen will das Unternehmen in eine Europäische Aktiengesellschaft umwandeln: Aus der Eon AG soll 2013 eine Eon SE (Societas Europaea) werden. Dies soll der Aufsichtsrat der Hauptversammlung 2012 vorschlagen. "Die Umwandlung in eine SE würde die Internationalisierung des Unternehmens widerspiegeln", erklärte der Konzern. Er versprach, Sitz der Gesellschaft werde weiter Düsseldorf sein. Und: "Zentrale Pfeiler der Mitbestimmung bleiben unberührt."

Die Gewerkschaften fürchten aber stets, dass bei einer solchen Umwandlung die Mitbestimmung ausgehöhlt wird. Zwar bleibt der Aufsichtsrat paritätisch mit Vertretern der Arbeitnehmer- und der Kapitalseite besetzt. Jedoch wird das Gremium von derzeit 20 auf 12 Mitglieder verkleinert. Und ein Teil der sechs Arbeitnehmervertreter soll dann aus dem Ausland kommen. Bisweilen sind diese — aus Sicht der Konzerne — pflegeleichter als deutsche Kollegen. In jedem Fall wird der Einfluss der deutschen Gewerkschaften geschwächt.

Noch aber haben Verdi und IG BCE bei Eon viel Macht und kämpfen gegen Kündigungen und die Einrichtung einer Transfergesellschaft für bis zu 2500 Mitarbeiter — auch weil Mitarbeiter, die in die Transfergesellschaft gehen, ihren Kündigungsschutz verlieren. Die Pläne sind nun Gegenstand der weiteren Verhandlungen zum Beschäftigungssicherungs-Vertrag. Ursprünglich wollte Teyssen, dass die Details des Stellenabbau bis Jahresende feststehen. Doch nun müssen sich die Mitarbeiter noch bis Mai gedulden, bis alles klar ist, hieß es gestern in Konzernkreisen.

Eon hält an Dividende fest

Für neuen Verdruss dürfte dabei sorgen, dass Eon trotz des Stellenabbaus an seiner Dividende festhält. "Das Unternehmen plant weiter, eine Dividende in Höhe von einem Euro je Aktie für 2011 zu zahlen", teilte der Konzern mit. Für 2013 soll es eine Dividende von mindestens 1,10 Euro je Aktie geben. Für 2012, dem Jahr des Umbruchs, soll erst im Frühjahr etwas zur Dividende gesagt werden.

Offen bleibt weiter, welche Strategie Teyssen für die Zukunft verfolgt. Eon will zwar 21 Prozent am portugiesischen Versorger EDP erwerben, die der von Schulden geplagte Staat zum Verkauf stellt. Doch neben Eon gibt es drei weitere Bieter — und die Düsseldorfer haben laut der portugiesischen Zeitung "Journal de Negocios" das geringste Angebot eingereicht.

Das höchste Angebot soll vom chinesischen Investor Three Gorges kommen. Eon setzt nun auf den Einfluss der Kanzlerin, zumal Portugal mit Milliarden aus dem Euro-Rettungsschirm gestützt wird. Bislang wollte Eon zudem in der Türkei und in Indien expandieren. Indien soll Eon inzwischen wieder aufgegeben haben, heißt es in Konzernkreisen.

(RP)
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