Dividenden-Studie Die Allianz zahlt Anlegern am meisten

Deutsche Börsenunternehmen schütten in diesem Jahr so viele Gewinne aus wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Doch die Zukunftsaussichten sind weniger erfreulich für Anleger. 2019 könnte vorläufig das letzte Rekordjahr sein.

Die Börsen-Tiere Bulle und Bär.

Die Börsen-Tiere Bulle und Bär.

Foto: dpa/Silas Stein

Gut 57 Milliarden Euro sind es, die die deutschen Börsenunternehmen in Form von Dividenden an ihre Aktionäre in diesem Jahr ausschütten werden. Das ist ein Zuwachs von knapp sieben Prozent zu einem bereits sehr starken Dividendenjahr 2018 – und ein neuer Rekord.

Das geht aus der Dividendenstudie hervor, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz gestern in Frankfurt vorgestellt hat. Die Aktionärsschützer haben knapp 600 Börsenkonzerne aus allen Bereichen des Marktes untersucht, 160 davon sind in den Indizes der Börse in Frankfurt gelistet: Also im Dax, dem MDax und dem Index für kleinere Börsenunternehmen, dem SDax. Die in diesen Indizes vertretenen Unternehmen zahlen den Löwenanteil aller Dividenden aus – sie summieren sich auf rund 53 Milliarden Euro.

Die Liste führt in diesem Jahr die Allianz an: Sie hat Daimler vom Thron des Dividendenkönigs gestoßen und gibt insgesamt eine Summe von 3,8 Milliarden Euro an ihre Eigentümer weiter. Die Autoindustrie hingegen hatte zuletzt hingegen mit Problemen zu kämpfen. Deswegen haben Konzerne wie Daimler und BMW ihre Ausschüttungen an die Anteilseigner zurück gefahren, Daimler um elf Prozent, BMW um 13 Prozent. Eine Ausnahme im Dreigespann der großen börsennotierten Autobauer bildet Volkswagen. Die Wolfsburger haben die Dividende um 22 Prozent erhöht – sie befindet sich damit auf dem Niveau vor dem Dieselskandal. Insgesamt erhöhen nach einer Analyse der Unternehmensberatung EY in diesem Jahr 21 Dax-Konzerne ihre Dividende.

Freuen können sich auch Investoren von Wohnungskonzernen. Diese Unternehmen sind in den vergangenen Tagen verstärkt in die Kritik geraten, weil ihnen vorgeworfen wird, Mieten in unbezahlbare Höhen zu treiben. Deswegen ist sogar die Möglichkeit von Enteignungen in der politischen Diskussion aufgekommen. In der Tat verzeichnen sie steigende Gewinne. Von denen wiederum profitieren ihre Anteilseigner. „Die Quote der Immobilienunternehmen, die Dividende zahlen, ist sukzessive auf mittlerweile 75 Prozent gestiegen“, sagt Christian Röhl, Mitautor der Studie vom Analysehaus DividendenAdel.

Die Dividenden fließen aber nur zu geringen Teilen in die Taschen von Privatanlegern. Nach Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gehen drei Viertel aller Dividenden auf die Konten von Großinvestoren oder auch ausländischen Anlegern. Unternehmenspapiere im Leitindex Dax beispielsweise liegen zu mehr als 50 Prozent in den Depots von Investoren aus dem Ausland.

Jedenfalls könnte dieses Jahr mit Rekord-Dividendenzahlungen auf absehbare Zeit das letzte sein. Die Dividendenzahlungen sind zwar auf Rekordniveau, allerdings ist die Quote, also der Anteil der Dividenden am Gewinn, rückläufig, kurz: Unternehmen behalten tendenziell mehr ihrer Gewinne ein. „Die wirtschaftlichen Rahmendaten verschlechtern sich zusehends“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW. „Offenbar bauen die Unternehmen mit Sicht auf schlechtere Zeiten jetzt lieber ein Finanzpolster auf, statt ihre Aktionäre angemessen am Gewinn zu beteiligen.“

Dennoch sind Aktien derzeit grundsätzlich attraktiv als Geldanlage aufgrund der anhaltenden Nullzinsen der Europäischen Zentralbank. Allerdings sollte man das damit einhergehende Risiko nicht unterschätzen: Zum einen können Aktienkurse drastisch nachgeben; zum anderen aber heißt das Ausschütten einer Dividende in diesem Jahr nicht, dass das auch im kommenden Jahr der Fall sein wird.

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