Entspannung an den Märkten Banken zahlen EZB 137 Milliarden Euro zurück

Frankfurt/Main · Banken der Eurozone wollen über 137 Milliarden Euro aus einem gigantischen Stützungsprogramm vorzeitig an die Europäische Zentralbank (EZB) zurückzahlen.

278 Institute hätten angekündigt, sich an der Rückzahlung der Kredite zu beteiligen, teilte die EZB in Frankfurt am Main am Freitag mit. EZB-Chef Mario Draghi sagte, nach Jahren der Krise seien die Finanzmärkte nun in einem Zustand "relativer Ruhe" angekommen.

Die EZB hatte das Finanzierungsgeschäft für die Banken im Dezember 2011 aufgelegt. Es war das erste Mal, dass die Zentralbank den Kreditinstituten der 17 Mitgliedsländer der Eurozone Geld für maximal drei Jahre borgte. Bis dahin liefen die Geschäfte nur für maximal ein Jahr. Die Banken können die Kredite schon vor Ablauf der drei Jahre zurückzahlen. Erster möglicher Termin dafür ist der kommende Mittwoch. Insgesamt zahlen die Banken 137,2 Milliarden Euro zurück.

Rückzahlungsvolumen zwischen 75 und 200 Milliarden Euro

Die Rückzahlungen werden im Finanzsektor auch als Gradmesser dafür gesehen, wie die derzeitige Lage im kriselnden Bankensektor Europas ist. Verschiedene Analysten waren von einem Rückzahlungsvolumen zwischen 75 und 200 Milliarden Euro ausgegangen. Mit den Rückzahlungen ziehen sich die Banken aus den Krisenprogrammen der EZB zurück.

Im Kampf gegen die Staatsschulden- und Finanzkrise hatte die EZB dem Bankensektor zwei Dreijahresgeschäfte gewährt. Beim ersten dieser Geschäfte, von dem jetzt erstmals Teile zurückgezahlt werden können, verlieh die EZB insgesamt 529,5 Milliarden Euro. Beim zweiten Geschäft waren es 489,2 Milliarden Euro. Insgesamt lieh die EZB mit den beiden Geschäften also über eine Billion Euro an den Bankensektor. EZB-Präsident Draghi bezeichnete die Stützungsgeschäfte für die Finanzbranche damals mit einem Augenzwinkern als "Dicke Berthas" - in Anspielung auf Geschütze aus dem ersten Weltkrieg.

Mehr Planungssicherheit in der Krise

Durch die längere Leihdauer von drei Jahren wollte die EZB den Banken in der Krise mehr Planungssicherheit geben. Das Geld konnten diese sich besonders günstig ausleihen: Ab Dezember 2011 lag der für die Geschäfte maßgebliche Leitzins der EZB bei 1,0 Prozent und wurde im Juli dann noch weiter abgesenkt auf sein derzeitiges historisches Tief von 0,75 Prozent. Auch deutsche Institute borgten sich bei der EZB im Zuge der beiden Programme Geld.

Viele Banken halten sich bedeckt mit Angaben darüber, ob sie die dreijährigen Geschäfte der EZB in Anspruch nahmen. Der belgische Finanzkonzern KBC teilte mit, in den kommenden Monaten den Großteil seiner Kredite aus den EZB-Programmen zurückzahlen zu wollen. KBC werde im ersten Quartal von Januar bis März insgesamt 8,3 Milliarden Euro an die Zentralbank zurücküberweisen. Insgesamt hatte sich KBC bei der Zentralbank in zwei Geschäften 8,9 Milliarden Euro zu Zinsen auf Tiefstniveau geborgt.

Draghi sagte am Freitag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, das vergangene Jahr habe den Euro verändert. 2012 sei das Jahr, in dem die Gemeinschaftswährung "neu gestartet" sei. Regierungen hätten Strukturreformen mit "Dringlichkeit" vorangebracht, die nun Früchte trügen. Sie hätten anerkannt, dass der Euro Konstruktionsfehler habe und würden nun auf mehr Integration hinarbeiten. Zudem habe die Notenbank dem Finanzsektor mit ihren Stützungsgeschäften den Rücken gestärkt, sagte Draghi.

(AFP)
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