Bonn Deutsche Telekom streicht 1200 weitere Arbeitsplätze

Bonn · Trotz bereits zwei Sparprogrammen sind noch immer 12 000 Leute in der Deutschland-Verwaltung – bis Juni soll klar sein, wer geht.

Im Wettbewerb gegen die Kabel-TV-Firmen oder auch Vodafone und E-Plus legt die Telekom ein neues Kürzungsprogramm auf: Jede zehnte der 12 000 Stellen zur Verwaltung und Steuerung des Deutschland-Geschäftes soll bis Ende Juni wegfallen.

Einen entsprechenden Bericht des "Handelsblatt" bestätigte der Bonner Konzern gestern. Das Sparprogramm hat den Namen "Overhead" – was sich als (unnötiger) "Mehraufwand" übersetzen lässt. Der Chef des Deutschland-Geschäftes, Niek Jan van Damme, hofft, den Personalabbau mit Versetzungen, Frühverrentungen und großzügigen Abfindungen hinzukriegen – betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Rund 100 Millionen Euro will die Telekom nun sparen.

So ganz unerwartet kommt der neue Personalabbau nicht. In der Gesamtzentrale des Konzerns fallen bereits sowieso 1300 der 3200 Stellen weg – Bürokratieabbau liegt also im Trend. Im Deutschland-Geschäft arbeiten trotz zwei bereits abgeschlossener Kürzungsprogramme noch immer knapp 69 000 Mitarbeiter für die Betreuung der 36 Millionen Mobilfunkkunden und 23 Millionen Festnetzkunden. Das bringt im Jahr einen Umsatz von rund 19 Milliarden Euro.

Dagegen beschäftigt die Düsseldorfer Vodafone-Deutschland als zweitgrößter Telefonkonzern der Republik nur 12 000 Mitarbeiter, die immerhin neun Milliarden Euro erwirtschaften. Allerdings hat die Telekom deutlich mehr Service-Techniker für das riesige Festnetz und die Betreuung von hunderttausenden Mittelständlern, wogegen das Mobilfunkgeschäft ähnlich groß wie bei Vodafone ist.

Trotz des Sparkurses setzt die Telekom gleichzeitig auf Expansion. Bis 2015 sollen pro Jahr zehn Milliarden Euro investiert werden, ein großer Teil davon in den Ausbau des DSL-Netzes. So soll die Geschwindigkeit der Internet-Anschlüsse für mehr als die Hälfte der Kunden auf bis zu 100 Megabit/Sekunde erhöht werden – damit will man vorrangig gegen die immer stärker werdenden Kabel-TV-Firmen wie UnityMedia antreten.

Gleichzeitig wird das Mobilfunknetz auf den neuen Standard LTE hochgerüstet – Kunden können also künftig unterwegs fast so schnell im Web surfen wie zu Hause.

Trotz des allgemeinen Personalabbaus sucht die Telekom in speziellen Bereichen händeringend neue Leute.

So will sie schon bald mit Dienstleistungen rund um Energie, Medizin und Autotechnik sowie Cloud-Computing viele hundert Millionen Euro an zusätzlichem Umsatz pro Jahr einfahren. Dafür werden völlig neue Geschäftsbereiche aufgebaut. Außerdem braucht sie weitere Experten, um den Ausbau der Netze voranzutreiben.

(RP)
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