Ihr Idol heißt Helmut Schmidt Der Mittelschicht geht es wieder besser

Köln · Lange waren Abstiegsängste der Mittelschicht ein großes Thema. Eine Forsa-Umfrage zeigt nun, dass es vielen, vor allem Jüngeren, finanziell wieder besser geht. Und das Idol der Mittelschicht heißt Helmut Schmidt.

 Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken.

Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken.

Foto: RP Grafik

Eine deutliche Mehrheit der deutschen Mittelschicht ist mit ihrer derzeitigen Lebenssituation zufrieden. Von den viel beschworenen Abstiegsängsten ist jedenfalls nach einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Gothaer-Versicherung kaum etwas zu spüren. Die meisten beurteilen ihre persönliche Zukunft überwiegend optimistisch — bei den unter 30-jährigen sind es sogar 96 Prozent. Und die Zukunft Deutschlands wird zwar allgemein skeptischer gesehen, doch überwiegt auch in diesem Fall noch der Anteil der Optimisten. Der großen Mehrheit geht es nach eigener Einschätzung finanziell besser als ihrer Elterngeneration.

Aber es gibt auch eine andere Seite. Für die nachwachsende Generation ist die Mehrheit pessimistisch gestimmt. Sie glaubt nicht an weitere Wohlstandsmehrung, sondern erwartet vielmehr eine Verschlechterung. Eine Erklärung dafür lässt sich aus dem langen Katalog der Sorgen ablesen, die von den 1000 per Telefoninterviews Befragten genannt wurden. Angeführt wird die Liste von der Angst, im Alter auf regelmäßige Pflege durch andere angewiesen zu sein.

Entsprechend unverständlich ist für den Gothaer-Chef Werner Görg, dass zwar 59 Prozent Angst vor der Pflege haben, der Abschluss einer Pflege-Zusatzversicherung aber nur bei fünf Prozent Priorität genießt. Hier gelte es, noch stärker als bisher "das Bewusstsein zu fördern", dass bei Pflegebedürftigkeit die Kostendeckung völlig unzureichend sein könnte.

Am häufigsten genannt werden in der Befragung zudem Sorgen, dass sich der Zustand der Umwelt verschlechtert, dass die Politiker mit den Problemen überfordert sein könnten, dass die Rente im Alter nicht zum Leben ausreicht, dass die Staatsschulden in Deutschland ins Unermessliche und die Preise und Lebenshaltungskosten steigen, und dass die Kinder in Deutschland keine vernünftige Ausbildung bekommen. Aus Sicht der Mittelschicht hat die Schaffung eines guten Bildungssystems unverändert mit großem Abstand (70 Prozent gegenüber 55 Prozent für die Sicherung der Renten) die höchste Priorität. "Überrascht" hat Gothaer-Chef Görg, dass der demografische Wandel "nicht als kollektives Problem wahrgenommen" wird — zumal der Anteil derjenigen, die den Generationenvertrag in seiner jetzigen Form nicht mehr als gerecht ansehen, gestiegen ist. 47 Prozent halten die Belastung der Jüngeren für zu hoch, gegenüber 43 Prozent bei der letzten Befragung vor etwa zwei Jahren.<

Immerhin sind 63 Prozent der Befragten der Meinung, dass sie einer möglichen Altersarmut mit dem Abschluss einer Rentenversicherung entgegenwirken sollten. Bei den Themen Reform des Rentensystems und Förderung der privaten Altersvorsorge sieht Görg "nach wie vor großen Handlungsbedarf".

Bleibt noch anzumerken, dass für eine gewaltige Mehrheit ganz oben auf der Wunschliste steht, das Leben zu genießen (95 Prozent) und viel Zeit mit der Familie bzw. dem Partner zu verbringen (97 Prozent). Beruflich erfolgreich zu sein, gilt nur noch 73 Prozent als erstrebenswert gegenüber 78 Prozent bei der Befragung 2011. Vorbilder hat auch nur jeder dritte Befragte, und wenn, dann ist es die Mutter eher als der Vater. Dies gilt aber nur, wenn das Vorbild im privaten Leben gesucht wird. Unter den Prominenten, an denen sich die Deutschen gern orientieren, sind immer noch die Männer vorn. Jesus beispielsweise oder Mahatma Ghandi oder Albert Einstein. Platz eins hat allerdings keiner von ihnen erreicht. Den belegt ein kettenrauchender, fast 95-jähriger früherer Politiker — Altbundeskanzler Helmut Schmidt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort