Zum Handelsstart Wert von 25 Milliarden Dollar Diese Menschen macht der Twitter-Börsengang reich

New York · Der Twitter-Börsengang macht viele Leute reich, zumindest auf dem Papier. Das gesamte Unternehmen brachte zum Handelsbeginn rund 25 Milliarden Dollar auf die Waage. Besitzer des Kurznachrichtendiensts sind neben den Gründern auch zahlreiche Investoren, die nach und nach Geld in das Unternehmen gesteckt haben, um es groß zu machen.

Twitter-Meilensteine: Vom ersten Tweet bis zum Börsengang
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Foto: afp, DOUGLAS E. CURRAN

Die drei Mitgründer halten höchst unterschiedliche Anteile. So ist der zeitweise Firmenchef Evan Williams der mit Abstand größte Aktionär mit einer Beteiligung von 10,4 Prozent. Seine 56,9 Millionen Aktien sind zum Startkurs von 45,10 Dollar knapp 2,6 Milliarden Dollar wert. Dabei hatte er sich schon vor einigen Jahren bei Twitter zurückgezogen und kümmert sich jetzt um neue Projekte wie das Medien-Start-up Medium.

Mitgründer Jack Dorsey, auf dessen Idee Twitter zurückgeht, hält einen deutlich geringeren Anteil von nun 4,3 Prozent, die zum Startkurs 1,1 Milliarden wert sind. Dorsey ist der einzige aus dem Gründer-Trio, der noch die Geschicke von Twitter mitbestimmt - er ist als Vorsitzender des Verwaltungsrats der starke Mann im Hintergrund.

Vom dritten Kompagnon Biz Stone, der zusammen mit Williams weitergezogen ist, fehlt im Börsenprospekt jede Spur. Der aktuelle Firmenchef Dick Costolo kommt auf einen Anteil von 1,4 Prozent nach dem Börsengang.

Unter den frühen Investoren mit einem Anteil von jeweils rund fünf Prozent sind bekannte Risiko-Kapitalgeber wie Union Square Ventures, Benchmark Capital Partners, Spark Capital sowie DST Global aus Russland. Hauptaktionär ist der bislang kaum in Erscheinung getretene Investor Rizvi Traverse mit 15,6 Prozent (3,8 Milliarden Dollar); die größte US-Bank JPMorgan Chase hält 9,0 Prozent (2,2 Milliarden Dollar).

Starker Handelsstart

Die simple Idee von 140 Zeichen langen Kurznachrichten hat Twitter zum milliardenschweren Börsenstar gemacht. Der Handel in New York startete am Donnerstag bei 45,10 Dollar und damit um 73 Prozent über dem Ausgabepreis. Dabei verdient das sieben Jahre junge Unternehmen bis heute kein Geld. Die Investoren setzen voll auf zukünftiges Wachstum.

Die Gesamtbewertung von Twitter lag zum Start bei annähernd 25 Milliarden Dollar oder grob gerechnet rund 19 Milliarden Euro. Das ist mehr als traditionsreiche deutsche Großkonzerne wie der Sportartikel-Hersteller Adidas oder der Energieversorger RWE auf die Waage bringen.

Zwischenzeitlich stieg der Kurs sogar über 50 Dollar. Analysten warnten, dies sei nicht gerechtfertigt. "Twitter ist einfach zu teuer", schrieb Brian Wieser von Pivotal Research seinen Klienten. Das "Wall Street Journal" zitierte Finanzprofessor Anant Sundaram mit den Worten: "Ich bin verloren, wenn ich auch nur eine zarte Verbindung zu den fundamentalen Daten erklären sollte."

In den ersten neun Monaten des Jahres hatte sich der Twitter-Umsatz zwar auf 422 Millionen Dollar verdoppelt. Gleichzeitig lief aber ein Verlust von 134 Millionen Dollar auf. Grund waren hohe Investitionen etwa in die Technik oder ins Marketing. Die Hoffnung ist, dass Werbeanzeigen im Nachrichtenstrom der Nutzer künftig mehr einbringen und am Ende einen Gewinn abwerfen.

"Die tolle Sache an Twitter ist: Wenn Du anfängst, wird es unersetzlich für Dich", sagte Firmenchef Dick Costolo zu Handelsbeginn auf dem Parkett der New York Stock Exchange. Er erschien im grauen Anzug mit weißen Hemd und hatte sich zur Feier des Tages ungewohnterweise eine Krawatte umgebunden.

Twitter nahm beim Börsengang bis zu 2,1 Milliarden ein, abzüglich der Gebühren für die beteiligten Banken. Das war mehr, als der Suchmaschinen-Primus Google bei seinem Börsengang 2004 kassierte.
Facebook hält den Rekord bei Internetfirmen mit Einnahmen von 16 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr.

Der Schatz: 230 Millionen aktive Nutzer

Twitters Schatz sind die mehr als 230 Millionen aktiven Nutzer, Tendenz steigend. Diese können über den Dienst sogenannte Tweets verschicken: 140 Zeichen lange Kurznachrichten, denen auch Bilder, Videos oder Links zu Webseiten anhängen können.

Das Unternehmen nutzt seinen Dienst selbst gerne: Twitter verkündete sowohl den Beginn der Börsenvorbereitungen vor zwei Monaten als auch den Ausgabepreis von 26 Dollar am Mittwochabend per Kurznachricht. Mitgründer Jack Dorsey twitterte am Donnerstag direkt vom Börsenparkett: "Richten gerade unser TWTR ein." Das ist das Börsenkürzel.

Twitter gilt als vielleicht wichtigstes Medium für schnelle Nachrichten, wie sich beim Bombenanschlag auf den Marathon in Boston oder bei der Notwasserung eines Airbus-Jets im New Yorker Hudson River zeigte. Twitter-Nutzer schlugen mehrfach die klassischen Medien, die erst Teams an den Ort des Geschehens schicken mussten.

Der Kursprung bei Twitter steht im krassen Gegensatz zum Börsenstart von Facebook im Mai vergangenen Jahres. Der Kurs des Online-Netzwerks konnte sich am ersten Tag nur durch Stützungskäufe der beteiligten Banken halten und brach dann um mehr als die Hälfte ein. Grund waren technische Pannen zum Handelsstart und die Sorge der Investoren vor schwachen Werbeeinnahmen auf Smartphones. Mittlerweile liegt die Facebook-Aktie aber 26 Prozent im Plus.

Twitter hatte aus dem verpatzten Börsenstart von Facebook gelernt: Das Unternehmen wählte die altehrwürdige New York Stock Exchange statt der rein elektronischen Technologiebörse Nasdaq als Handelsplatz. "Es sieht gut aus", vermeldete NYSE-Chef Duncan Niederauer. Zudem betonte Twitter, dass bereits 70 Prozent der Werbeeinnahmen von mobilen Geräten stammen. Die Investoren hoffen, dass sich das am Ende auszahlt.

(dpa)
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