Düsseldorf Atom-Konzerne bereiten Klagen vor

Düsseldorf · Rund 250 000 Menschen demonstrierten am Wochenende für einen schnellen Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft. Unter dem Motto "Fukushima mahnt – alle AKWs abschalten" gingen allein in Berlin über 100 000 Menschen auf die Straße. In Hamburg hatten sich 50 000 Teilnehmer versammelt, in Köln und München je 40 000. Auf den Plakaten war zu lesen: "Sonne, Wind, Wasser – alles da, keine Gefahr", "Fukushima ist überall" und "Sympathie für Atom endet wie das alte Rom."

Die Atom-Konzerne bereiten gleichwohl Widersprüche und Schadenersatzforderungen gegen die erzwungene Abschaltung von sieben Atomkraftwerken vor. "Wir müssen das prüfen", sagte eine RWE-Sprecherin am Wochenende. Bei Eon hieß es, noch sei nichts entschieden. Allein aus aktienrechtlichen Gründen haben die Konzerne kaum ein andere Möglichkeit, als das von der Bundesregierung beschlossene Moratorium juristisch zu prüfen und anzufechten. Schließlich verpflichtet sie das Aktienrecht, das Vermögen ihrer Anteilseigner zu mehren. Doch jeder Tag, den ein abgeschriebener Meiler nicht läuft, entgeht dem Betreiber ein Gewinn von einer Million Euro, lautet eine Faustregel.

RWE hat Biblis abschalten müssen, Eon die Meiler Isar 1 und Unterweser. EnBW musste Neckarwestheim 1 vom Netz nehmen – das sei verschmerzbar, sagte EnBW-Chef Hans-Peter Villis der "Welt am Sonntag". Der Block sei ohnehin nur knapp wirtschaftlich gewesen. Zugleich bedauerte Villis, dass die Reaktorkatastrophe von Fukushima die Debatte in Deutschland polarisiert habe. "Bei uns gehen sogar Morddrohungen ein", so Villis.

RWE-Chef Jürgen Großmann kritisierte die Bundesregierung in einem Brief an 40 Manager, die sich 2010 zusammen mit ihm in einem "Energiepolitischen Appell" für die Atomkraft stark gemacht hatten. "Die Bundesregierung stehe mit ihrer Ankündigung allein, sieben ältere, aus meiner Sicht absolut sichere, Kernkraftwerke zunächst für drei Monate stillzulegen", heißt es in dem Schreiben.

(RP)
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