Düsseldorf Anklage gegen den Ex-BLB-Chef

Düsseldorf · Die Vorwürfe gegen Ferdinand Tiggemann: Bestechlichkeit und Untreue.

In einer der größten Korruptionsaffären Nordrhein-Westfalens rund um den Baubetrieb BLB hat die Staatsanwaltschaft weitere Details zur Anklage veröffentlicht. Es geht um verdächtige Geschäfte bei zahlreichen Bauprojekten des Landes unter Führung des landeseigenen Baubetriebs. Ex-BLB-Chef Ferdinand Tiggemann (66) gilt als Hauptverdächtiger der Ermittler. Ihm werden unter anderem Bestechlichkeit und Untreue vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft Wuppertal gestern mit. Tiggemanns Anwalt Frank Kloevekorn hatte die Vorwürfe bereits in der vergangenen Woche zurückgewiesen. Außerdem seien ein 67-jähriger Unternehmer und ein ehemaliger BLB-Niederlassungsleiter angeklagt, erklärte die Staatsanwaltschaft gestern.

Der BLB-Skandal ist eine Geschichte über verdächtige Immobiliengeschäfte, bei denen die Baukosten während der Umsetzung stark stiegen, über schwarze Kassen und Korruption. Nach Angaben der Ankläger geht es um den Neubau des Justizzentrums in Düsseldorf, den Kauf des Geländes der Schlösser-Brauerei in Düsseldorf, die Erweiterung des Polizeipräsidiums in Köln-Kalk, den Kauf des Schlosses Kellenberg in Jülich und den Verkauf des Landesbehördenhauses in Bonn.

Dem Land sei ein Schaden von insgesamt 16 Millionen Euro entstanden, heißt es in der Anklage. Gegen 20 der zwischenzeitlich 36 Verdächtigen seien die Ermittlungen eingestellt worden. Gegen 13 Verdächtige werde weiter ermittelt. Die Korruptionsexperten der Wuppertaler Staatsanwaltschaft hatten fünf Jahre lang in der Sache ermittelt. Das Landgericht Düsseldorf muss nun entscheiden, ob es die mehr als 400 Seiten starke Anklage zulässt und den Prozess eröffnet.

Die Schäden in zweistelliger Millionenhöhe hatte der Landesrechnungshof festgestellt. Der bekannteste Fall ist der Neubau des Landesarchivs im Duisburger Innenhafen. Dort explodierten die Baukosten von 52 auf rund 200 Millionen Euro, das heißt: sie vervierfachten sich beinahe. Grund dafür waren unter anderem Fehlplanungen, aber auch ein undurchschaubares Grundstücksgeschäft. Auffälligkeiten gab es auch beim Neubau der Fachhochschule in Köln, dem Kölner Polizeipräsidium und dem Kauf des Vodafone-Hochhauses in Düsseldorf. Die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt in mehr als zwei Dutzend Fällen. Im nordrhein-westfälischen Landtag durchleuchtet zudem ein Untersuchungsausschuss mehrere verdächtige BLB-Bau-Objekte.

(dpa)
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