Düsseldorf Das Comeback der Auto-Aktien

Düsseldorf · Für 2015 wird bei den Neuzulassungen ein Plus von fünf Prozent erwartet. Das beflügelt die Fantasie der Börsianer - zumal die Abkühlung in China als einem der wichtigsten Automärkte nur als vorübergehendes Phänomen gilt.

Nicht nur die monatelange Unsicherheit um Griechenland hat die Nerven der Anleger erheblich strapaziert. Auch die zeitweise heftigen Turbulenzen an den chinesischen Börsen haben bei den Aktien deutscher Automobilhersteller zu einer empfindlichen Kurskorrektur geführt. Bis Mitte März gehörten BMW, Daimler und VW noch zu den Favoriten der Investoren. Doch seitdem legten die Kurse unter größeren Schwankungen den Rückwärtsgang ein. Auf dem derzeit erreichten Niveau könnte es wieder günstige Einstiegsmöglichkeiten geben.

Dafür spricht auch das konjunkturelle Umfeld in der Eurozone, das die Europäische Zentralbank mit einer großzügigen Geldpolitik unterstützt. Nachdem die Neuzulassungen in Westeuropa zwischen 2007 und 2013 um rund 22 Prozent eingebrochen waren, kam es 2014 zu einer Erholung um fünf Prozent. Mit dieser Wachstumsrate rechnen Experten auch 2015. Hierzulande ist mittlerweile das Vorkrisenniveau erreicht. Für zusätzlichen Auftrieb könnte die Entwicklung an den Devisenmärkten sorgen. Denn ein schwacher Euro verbessert die Wettbewerbschancen der exportintensiven Branche.

Das größte Risiko für die Autohersteller besteht in einer deutlichen Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. Im Reich der Mitte fiel der Absatz im Juni gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um 3,2 Prozent auf 1,43 Millionen Fahrzeuge. Allerdings dürfte die Regierung in Peking Maßnahmen ergreifen, damit die Konjunktur bald wieder brummt. Dies dürfte auch zu einer weiteren Beruhigung an der Börse von Shanghai führen, deren scharfe Korrektur nach dem atemberaubenden Boom nicht überraschen konnte.

Dem Bankhaus Berenberg zufolge ist die Attraktivität des Automobilsektors nach den vorangegangenen Rückschlägen erheblich gestiegen. Besonders Daimler und VW würden gegenwärtig auf einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von knapp unter zehn und demnach erheblich günstiger als der Gesamtmarkt bewertet.

Daimler zählt auch zu den bevorzugten Autowerten der Analysten von der Commerzbank. Ein Grund dafür liegt in der Annahme, dass das zweite Quartal herausragend verlaufen ist. Zudem könnten die ohnehin schon höheren Markterwartungen an die Stuttgarter für dieses Jahr sowie für 2016 noch angehoben werden. Auch die DZ Bank gibt sich für Daimler optimistisch und änderte deshalb die bisherige Einschätzung von "Halten" auf "Kaufen". Zur Begründung heißt es, dass die Schwaben auch in den Folgequartalen von ihrer guten Modellpolitik profitieren dürften. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas bricht derweil eine Lanze für VW. Das Urteil "Outperform" wird mit einem hohen Kurspotenzial ergänzt.

Weniger begeistert geben sich die Analysten derweil gegenüber BMW. Denn die Münchner blieben im laufenden Jahr beim Absatztempo der Kernmarke weiter deutlich hinter dem Erzrivalen Mercedes-Benz zurück. Die US-amerikanische Großbank Goldman Sachs etwa räumt der Aktie daher kein großes Potenzial ein.

(RP)
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