Vierschanzentournee Deutsches Debakel beim Neujahrsspringen

Garmisch (RPO). Gregor Schlierenzauer hat das Neujahrsspringen der 58. Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkrichen gewonnen. Der Österreicher siegte mit 277,7 Punkten vor seinem Landsmann Wolfgang Loitzl. Die Deutschen Springer spielten keine Rolle.

Vierschanzentournee 09/10: 2. Springen
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Vierschanzentournee 09/10: 2. Springen

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Als Austria-Adler Gregor Schlierenzauer seinen Triumph beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen bejubelte, standen die deutschen "Skihüpfer" nach ihrem historischen Debakel traurig daneben. Nach dem 16. Platz des erneut besten Deutschen Pascal Bodmer vor 25.000 enttäuschten Zuschauern steht das schlechteste Halbzeit-Ergebnis aller Zeiten fest.

"Wir schauen momentan ziemlich alt aus, weil wir keinen haben, der in die Spitzen reinspringen kann. Das Ergebnis ist ernüchternd und bescheiden", sagte Bundestrainer Werner Schuster enttäuscht: "Die Routiniers wie Martin Schmitt sind nicht in Form, die jungen Springen wie Bodmer dafür etwas besser - und alle treffen sich im Mittelmaß." Dem schwächsten Tournee-Start seit 24 Jahren in Oberstdorf mit Bodmer auf Platz zwölf folgte auf der Olympiaschanze von Garmisch-Partenkirchen der vorläufige Tiefpunkt.

Keinen einheimischen Flieger in den ersten beiden Tournee-Springen unter den Top 10 gab es noch nie, das bislang schlechteste Resultat beim Neujahrsspringen in den letzten Jahrzehnten war ein 12. Platz von Sven Hannawald im Jahr 2003. Bodmer war deshalb nach seinen 243,6 Punkten unzufrieden: "Ich wollte in die Top 10, aber die Sprünge hatten einfach kein Topniveau."

Top waren wie schon in Oberstdorf die überragenden Austria-Adler. Schlierenzauer siegte mit 277,7 Punkten vor seinem Landsmann Wolfgang Loitzl (272,5). Platz drei belegte der Schweizer Simon Ammann (272,4), obwohl er mit 143,5 Metern einen Schanzenrekord gesprungen war und die größte Weite der Tournee-Geschichte eingestellt hatte.

"Neues Jahr, neues Glück. Was will man mehr, wenn man ganz oben steht", sagte Schlierenzauer, nachdem er Chefcoach Alexander Poitner das schönste Geschenk zum 39. Geburtstag gemacht hatte. Nach einer Magenverstimmung und Platz neun in Oberstdorf bedankte sich der Sieger besonders beim Arzt.

In der Tournee-Gesamtwertung bleibt jedoch der diesmal viertplatzierte Oberstdorf-Sieger Andreas Kofler mit 19,2 Zähler Vorsprung vor Titelverteidiger Loitzl in Führung. Hinter Tournee-Rekordgewinner Janne Ahonen (Finnland) lauern bei Halbzeit die Topfavoriten Ammann und Schlierenzauer. Bodmer hat als chancenloser Zehnter bereits 66,6 Punkte Rückstand auf Kofler.

"Wir sind momentan einfach mannschaftlich in keiner Superform. Die Spitze ist zu weit weg", haderte "Leitwolf" Martin Schmitt nach Platz 25. Der einzige positive Aspekt gegenüber dem vermasselten Tournee-Start: Statt zwei erreichten vier deutsche Skispringer das Finale der besten 30. Michael Neumayer wurde 17., Junioren-Weltmeister Andreas Wank (Oberhof) landete auf Platz 20. Schmitt: "Wir würdem dem fantastischen Publikum gern mehr zurückgeben, aber es geht einfach nicht."

Routinier Michael Uhrmann, immerhin Team-Olympiasieger von 2002, verpasste nach dem letzten Platz in Oberstdorf auch diesmal als 38. den Sprung ins Finale. "Über den Jahreswechsel ist kein Wunder passiert. Die Situation ist ernüchternd und beschissen", sagte Uhrmann: "Irgendwann werde ich schon wieder besser springen, auch wenn es mir momentan keiner glaubt."

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nutzte als Fan an der Olympiaschanze die Chance, Werbung für die Münchner Olympia-Bewerbung 2018 zu machen: "Ich hoffe, dass der Glanz des Neujahrsspringens abfärbt und wir hier in acht Jahren ein Wintermärchen erleben." Hoffentlich dauert es bis zur Wiederauferstehung der deutschen Skihüpfer nicht so lange.

Skispringen, Neujahrsspringen der 58. Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen:

(SID/chk)
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