Zürich Vettel wird dem Vater unheimlich

Zürich · In einem Interview mit einer Schweizer Zeitung erzählt Norbert Vettel über die Entwicklung seines Sohns Sebastian: "Er lernt so schnell wie ein Computer, der sich selbst programmiert."

Am kommenden Sonntag in Japan wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister, als junger Rennfahrer musste Sebastian Vettel dagegen manchmal im Kofferraum schlafen. Das erzählte Vater Norbert Vettel in einem launigen Gespräch mit der Schweizer Zeitung SonntagsBlick. "Jahrelang waren wir mit dem Wohnmobil oder dem Auto durch Europa gefahren. Dabei schlief Seb einige Male im Kofferraum", berichtet der 52-Jährige, der bei fast allen Rennen seines Sohnes an der Strecke ist.

Der Vater erzählt auch vom Spott zahlreicher Kollegen in den Anfangstagen. "Wenn wir erst am späten Freitag anreisten, weil Seb noch in der Schule war, fragten mich einige Väter: Will dein Sohn eigentlich Professor oder Rennfahrer werden? Heute kennen die Neider alle die Antwort!" Sein Sohn sei regelrecht unheimlich: "Er lernt so schnell – wie ein Computer, der sich selbst programmiert. So machte er die theoretischen Prüfungen für Lastwagen, Privatautos und Motorräder an einem Tag!" Sein Abitur 2006 bestand Vettel vier Tage vor seinem ersten Formel-3-Sieg mit der Note 2,6.

Vettel junior, dem noch ein Punkt zur erfolgreichen Titelverteidigung in der Formel 1 fehlt, war früh vom Motorsport-Virus befallen, mit drei bekam er das erste Bambini-Kart vom Vater. Da der Junge relativ klein war, plagten ihn jedoch oft Zweifel. "Oft sagte Seb, dass er gegen die viel größeren Gegner keine Chance habe", berichtet der Vater: "Da sagte ich: Dann bremse eben später."

Schwer war auch die Finanzierung. "Wir haben zehn Jahre lang für Sebs Karriere gelebt, auf den Urlaub verzichtet", sagt der Vater und gibt noch eine Anekdote zum besten: "Ich habe einst im VW-Bus einen Extra-Tank eingebaut, damit wir von Deutschland nach Italien ohne einen Benzin-Stopp in der teuren Schweiz durchfahren konnten."

Mit seinem handwerklichen Geschick war der 1,68 Meter große Norbert Vettel, der seine Zimmerei aufgab, um die Karriere des Sohnes zu begleiten, ein wichtiger Baustein: "Ich habe mir alles Wissen irgendwo beschafft, konnte gut beobachten, logisch denken – und ich habe auch keine zwei linken Hände." 13 Jahre ist der Südhesse selbst bei Bergrennen gestartet.

Die heutige Entwicklung seines Sohnes sieht Vater Vettel als Belohnung. "Ich höre aber immer wieder, dass der Vettel nur gewinnt, weil er das beste Auto hat", sagt er: "Aber einer muss das beste Auto haben. Seb hat dafür hart gearbeitet."

(RP)
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